Embrace constraints? Aber hallo!
(Bild via mylor, Flickr)
Ben gibt mir immer eine Menge Dinge zu lesen, ich gebe zu, manche davon kann ich aus Zeitgründen überfliegen. Aber mit Getting Real hat er mich richtig angefixt, denn es ist so voller Wahrheiten über die Entwicklung von Projekten und Produkten, nicht nur im Webbereich.
Ein Buch über Webapplikationen, in dem mit Fugazi-Frontmann Ian MacKaye einer meiner Helden zu Wort kommt, muss einfach gut sein. Doch lassen wir ihn selber sprechen:
American business at this point is really about developing an idea, making it profitable, selling it while it’s profitable and then getting out or diversifying. It’s just about sucking everything up. My idea was: Enjoy baking, sell your bread, people like it, sell more. Keep the bakery going because you’re making good food and people are happy.
Ironischerweise ist das Zitat von 2001 – hätte mancher doch in den vergangenen acht Jahren auf ihn gehört, die Welt wäre um einige kaputte Banken und schlechte Web-Startups ärmer.
Mit der Idee von “Getting Real“ haben die Veränderungen beim Kopfzeiler nichts zu tun, auch wenn die Lektüre so wunderbar inspirierend war. Als Jan und ich damals dieses Blog starteten, hatten wir die Idee, hier über alles das zu schreiben, auf das wir Lust hatten. Am Ende kam ein sehr politisches, sehr journalistisches Blog heraus. In der jüngeren Vergangenheit habe ich festgestellt, dass mich dieses Format einengt und, ich gebe es zu, mir die Zeit fehlt, regelmäßig die Detailanalysen zu liefern, die ich möchte.
Ich will hier nicht die Frage stellen, was ein Blog ist oder sein kann. Ich werde stattdessen dieses Blog hier thematisch öffnen, nicht komplett, aber doch so weit, dass es eine persönlichere Note bekommt. Ich betrüge damit natürlich den Long Tail, und ich gebe zu, dass ich viele Blogs nicht mag, sobald sie Kraut und Rüben zusammenschmeißen. Aber wieso eigentlich nicht? Ich habe nichts zu verlieren, außer meine sagenhafte Reichweite (har-har).
Blogs müssen IMHO persönlich sein.
Alle ernsten Themen in den notwendigen Tiefe zu bearbeiten, geht nicht. Dafür braucht man ein paar Stunden pro Tag und dem gegenüber stehen Einnahmen, die in etwa einem Straßenfeger in einer Stunde entsprechen. Kurz: Geht nicht. Und darum kann’s auch nicht gehen.
Also muss ein Blog was anderes sein. Kommunikation von Mensch zu Mensch.
Viel Spaß dabei!
*strahl*
@egghat: Die Beiträge in Deinem Blog zeigen doch ganz gut, wie man bestimmte Themenaspekte mit einer gewissen Tiefe behandelt. Das ist eigentlich der Anspruch, den auch ich habe, nur, dass ich jetzt eben einfach ein bisschen freier parlieren möchte.
Und das mit der Kommunikation: Absolut, nur hält sich das Kommentaraufkommen in Grenzen und die Themen der meisten anderen deutschen Blogs laden mich nicht gerade dazu ein, sie aufzugreifen. Aber ich bin mal gespannt, was künftig hier an Beiträgen so landen wird 😉
„Ich will hier nicht die Frage stellen, was ein Blog ist oder sein kann.“
Genau das wäre aber doch eine interessante Frage, finde ich. Egghat beschreibt ja das Dilemma. Wir schreiben über Sachen, die uns interessieren und von denen wir erst einmal gar nicht wissen, ob das außer uns noch einen anderen interesiert. Im Gegensatz zum Journalismus muss man ja in einem blog nicht das Tagesgeschehen abbilden – dafür darf man es aber als Hobby betreiben. Mich würde schon interessieren wie etwa Ihre Einschätzung zur re:publica ist und den Debatten in der Folge. Man sollte die ganzen Diskussionen eigentlich nicht Knüwer oder Niggemeier überlassen, finde ich. Knüwer ist zu sehr auf die Community fixiert und Niggemeiers Journalismus Schelte einseitig gestrickt.
Wie gesagt, nur als Anregung.
Gruss Frank
@Frank: ich versuche mich ja mit Metapostings zurückzuhalten, aber an meiner Einschätzung zur „deutschen Blogosphäre“ hat sich seit diesem Beitrag nichts geändert.
http://www.kopfzeiler.org/blog/?p=224
Um es mal so zu sagen: Wenn ich ein Tagebuch darüber führe, wie ich Tagebuch schreibe, werde ich es nicht mal als Autor lesen wollen. Genau das machen wir sichtbaren Blogger aber zum großen Teil hier in Deutschland. Da kommen dann noch ein paar Technik-News und Einsprengsel (Medienbetrachtung, Medienschelte) dazu und fertig ist die Soße.
Das Schöne ist: Basic und Co können noch ewig auf den Re:publica-Stühlen sitzen (ich war dort und hab mir das traurige Podium angesehen, das war kein Podium, sondern ein nichtssagendes Repetitorium von Debatten, die großteils bereits 2005 stattfanden), in der Realität werden sie immer irrelevanter. Weil Blogs bald selbstverständlich sind und es dann nicht mehr um das Medium geht, sondern darum, wer die beste Geschichte, die beste Analyse liefert. Und da ist ja das weissgarnix-Blog sehr gut dabei 😉
Deshalb: Diskutieren über Blogs bringt nichts. Die Definition dessen, was ein Blog sein soll, wird in den nächsten Jahren (hoffentlich) durch neue, gute Autoren ohne den Missionarsgestus der Early Adopters geprägt. Davon abgesehen: Ein Blog darf alles sein, ich schreibe ja auch über Bäume…
joha
Gute Antwort. Diskutieren über blogs bringt es nicht … . Nur das Diskutieren über Bäume kann man vielleicht in Zukunft noch ausweiten – auf Ackerbau und Viehzucht als Basis einer expandierenden Subsistenzwirtschaft oder so ähnlich … . Aber dafür dann voll vernetzt und live dabei … . Für den Don Alphonso hätte ich dann auch einen Job – als Stütze des Ackerbaus … .
Jetzt gehe ich aber vorher Rasen mähen.
Gruss Frank