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Lehrer, auf die Podeste!


(Foto via adamigation, Flickr)

Was können wir tun, um die Autorität von Lehrern zu stärken?
Esperanza Aguirre, Landeschefin der autonomen Region Madrid, hat so einige Ideen:

-Lehrer sollen wieder vom Podest aus unterrichten, um Autorität auszustrahlen (wie einst zu Francos Zeiten)
-Sie sollen einen Obrigkeitsstatus, ähnlich wie Polizisten oder Richter erhalten. Angriffe auf sie (deren Häufung Auslöser des Vorstoßes sind) würden dann strenger geahndet, die Aussagen von Lehrern hätten vor Gericht besonderes Gewicht
-Schüler sollen wieder aufstehen, wenn der Lehrer das Klassenzimmer betritt

Soweit, so gut. Dass die Frau eine Achtundsechziger-Hasserin ist, ist nicht zuletzt an der Podiumsidee zu sehen. Doch abgesehen davon bin ich unschlüssig, weil ich zumindest den Vorschlag zum Obrigkeitsstatus für sinnvoll halte (übrigens halten einer Umfrage zufolge 86 Prozent der Madrilenen den Vorschlag für sinnvoll). Nach den Eltern (deren Rolle so komplex ist, dass sie separat beleuchtet werden müsste) sind Lehrer die Erwachsenen, die Kinder und Jugendliche im Idealfall am stärksten prägen, da sie ihnen Vorbilder sind und Interesse am Erlernen von Fähigkeiten wecken.

Vielleicht sind die Ideen Vorzeichen einer konservative Wende im europäischen Schulwesen, denn EU-weit haben viele Länder ähnliche Probleme. Eine konservativere Pädagogik, sofern sie sich moderner Mittel bedient, muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Problematisch wird es jedoch, wenn diese dazu dient, dem quantitativen Lehrermangel durch strengere Regeln entgegen zu wirken, die mangelnde Qualität und Praxisferne der pädagogischen Ausbildung durch die Aufwertung des Berufsstandes zu übertünchen.

Bei einem Blick auf die Staatshaushalte einiger EU-Länder ist es leider nicht ausgeschlossen, dass es genauso kommen wird.

Ein Gedanke zu „Lehrer, auf die Podeste!“

    hardob sagt:

    So lange sich „konservative“ Pädagogik Autorität und Obrigkeit nicht auseinander halten kann, steht immer schlimmes zu befürchten. (Erzieherischer) Zwang erscheint vordergründig immer billiger als (emanzipierende) Erziehung zur Freiheit und Verantwortung. In Zeiten leerer (ausgeplünderter) öffentlicher Kassen, fällt es den öffentlichen Haushältern möglicherweise leicht, den Versprechungen von Podestpädagogen zu glauben, die der ökonomischen Verwertbarkeit des Menschen huldigen.

    Andererseits braucht es auf der Seite der emanzipierenden Erziehung vieler Anstrengungen, die eigene Praxis an den eigenen Ansprüchen zu messen, den Wert der ezieherischen Persönlichkeit (selbstkritisch auch der eigenen) wieder mehr in den Mittelpunkt eigener Aufmerksamkeit zu rücken als sich in Strukturkritik und -debatten zu verheddern. Der „quantitive“ Lehrermangel ist auch ein qualitativer, eine befohlene Aufwertung des Berufsstandes wird so oder so nicht gehen. Was zu befürchten ist, dass sich der „Staat“ auch aus der Verantwortung für Erziehung und Bildung zurück zieht, da die finanziellen und strukturellen Probleme der moderen Gesellschaft schlicht über den Kopf wachsen. Der Ausweg ist dann der, die Verantwortung einseitig zu Lasten der Eltern zu verschieben, ohne sie materiell dafür auszurüsten.

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