Es ist das klassische Szenario eines Hollywood-Drehbuchs: Am Flughafen gestrandet finden die Einsamen die Liebe ihres Lebens, die Namenlosen ihre Tyler Durdens. Soweit zur Hollywood-Theorie – die Wahrheit sieht derzeit an vielen Flughäfen etwas ernüchternder aus.
Ich höre von Bekannten oder Kollegen, die in Asien, der Karibik oder den USA feststecken und langsam sogar in der Sonne Kaliforniens langweilen. Der Vulkanausbruch auf Island hat für einige Tage den Flugverkehr in, von und nach Europa zum Erliegen gebracht – und uns die Verletzlichkeit von Mobilitätsnetzwerken vor Augen geführt.
Hat er das? In den nächsten Stunden und Tagen wird der Flugverkehr wieder anlaufen, weil der Staat schon Banken rausgehauen hat, wird er das auch bei den Fluglinien machen. Der erste deutsche Flug ging vorhin von Hamburg nach Malle, hurra, der Urlaub kann beginnen.
Was wird übrig bleiben, jenseits der Anekdoten und der Erkenntnis, dass wir inzwischen eine hochmobile, globalisierte Gesellschaft sind? Den Flugverkehr an sich zu kritisieren, zumal ein solches Ereignis nur schwer vorhersagbar ist und die Ersatznetzwerke trotz allem irgendwie funktioniert haben, würde beinahe schon antiquiert wirken, haben wir uns doch längst an die Erreichbarkeit der entferntesten Ziele gewöhnt.
Und doch könnte sich eine Frage aus dem isländischen Dunst herauskristallisieren: Ist diese Erreichbarkeit wirklich selbstverständlich? Wäre es objektiv gesehen ein Rückschritt, wenn weit entfernte Länder tatsächlich wieder in der Ferne lägen? Könnten die vergangenen Tage eine Welt gezeigt haben, wie sie in einigen Jahren ob der Verknappung der fossilen Brennstoffe aussieht?
Und man darf ja auch nicht vergessen, dass die Luftfahrt einen nicht unerheblichen Anteil am Klimawandel hat. Wenn wir in 30 Jahren gefragt werden sollten (was ich nicht glaube), warum wir immer weitergemacht haben wie bisher, können wir nicht mal sagen, dass es nicht anders ging. Das hat die Asche nämlich bewiesen. Es ging sogar sehr gut, wie ich finden muss.
@Ben: Guter Punkt, die Klimawandelgeschichte schwingt natürlich in dem ganzen Komplex mit.