Der Fall Tennessee Eisenberg gehört sicherlich nicht zu den Glanzlichtern bayerischer Polizeipolitik. Am 30. April 2009 griff der Regensburger Student offenbar in einem psychotischen Zustand seinen Mitbewohner an, die zur Hilfe geholte Polizei tötete den 24-Jährigen mit zwölf Schüssen, nach eigenen Angaben aus Notwehr.
An der Notwehr-Version gab es sehr bald Zweifel, da sieben Kugeln den Mann in den Rücken getroffen hatten. Erst auf öffentlichen Druck wurden die Ermittlungen vorangetrieben – und endeten im Dezember 2010 mit der Entscheidung der Regensburger Staatsanwaltschaft, diese einzustellen. Dass die Regensburger, wie so viele Staatsanwaltschaften in Bayern (Augsburg nehme ich da ausdrücklich aus), keinen behörden- und regierungskritischen Ruf haben, versteht sich in diesem Bundesland leider irgendwie immer noch von selbst; nun dürfte der Fall dennoch neu aufgerollt werden: Ein neues Gutachten belegt nun offenbar, dass die ersten Schüsse abgegeben wurden, als sich Eisenberg bereits von den Polizisten weggedreht hatte.
Es wird Zeit für die Wahrheit, für ein neues Verfahren – und Zeit, über das “Gefahrgemeinschaftssyndrom“ zu reden: Wenn Polizisten ihre Aussagen absprechen und interne Ermittler alles andere als unabhängig zu agieren scheinen, liegt etwas im Argen. Wollen wir respektierte Gesetzeshüter, können uns keine blinden Flecken bei der Kontrolle der Polizeiarbeit leisten. Siehe hierzu auch das BGH-Urteil zum Tod von Oury Jalloh.
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