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Myanmar und die verlorene Wahl

Myanmar Meditation

Refugien der Innerlichkeit (Foto Mr. Bone, Flickr, CC)

Myanmar, manch einer erinnert sich so etwas, war einmal das Patenkindland für die westliche Blogosphäre. Für ein paar Tage, um genau zu sein: Als 2007 die Mönche demonstrierten, wurde ein großer Burmablogtag ins Leben gerufen, an dem sich auch diverse deutsche A-Blogger beteiligten, der sich jedoch letztlich als nichts anderes als wohlgemeinter Slacktivismus herausstellte (Disclaimer: Auch ich hatte das Free-Burma-Bild, aber auch in bisschen mehr).

Jetzt redet niemand mehr über Myanmar. Im November sind erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder Wahlen angesetzt, das Ergebnis steht natürlich schon fest: Viele Oppositionelle sind nicht zur Wahl zugelassen, die Wahlbehörden setzen sich aus Loyalisten der Militärjunta zusammen.  Es ist eine ziemlich hoffnungslose Situation für die Menschen dort: Ein langsam vergreisender Militärdiktator, der mit Hilfe der Armee durchregiert; eine Opposition, die langsam in sich zerfällt: Die NDL der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi tritt nicht zur Wahl an und ist damit dem Gesetz zufolge illegal. An der seit Jahren immer wieder unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin selbst scheiden sich inzwischen die Geister; ein Teil der NDL-Mitglieder wäre gerne auch ohne Siegeschance angetreten. Suu Kyi selbst wird wohl wenige Tage nach der Wahl freikommen, da ihr Hausarrest nicht mehr verlängert werden kann. Ein Leben in Freiheit erwartet sie nicht.

Die Wahrheit über Myanmar im Herbst 2010 ist: Die Wahl macht keinen Unterschied, auch die versprochene Öffnung hin zu einer Marktwirtschaft werden nur in dem Maße für Veränderung sorgen, als dass die Militärführer samt Verwandtschaft nun auch die Staatsunternehmen kontrollieren und inzwischen Konten in Singapur eröffnen. Die einzige Veränderung, die wirklich Konsequenzen haben wird, ist ein Generationswechsel an der Spitze der Junta und eine innere Instabilität der Führung. Doch hinter dieser Perspektive lauert auch ein langer, brutaler Bürgerkrieg.

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