Ein Massaker, weit weg von unserem Bewusstsein.
Eigentlich wollte ich etwas über Google Plus schreiben, aber viele andere Menschen tun das, und es gibt auch Dinge, die mir persönlich mehr am Herzen liegen. So die Lage in Südkordofan, wo gerade der nächste sudanesische Krieg beginnt.
Am 9. Juli soll der Südsudan unabhängig werden, doch nicht die umstrittene Abyei-Region, sondern Südkordofan steht derzeit im Mittelpunkt. Südkordofan ist die südliche Grenzprovinz des Nordens, wo es das meiste Öl gibt, aber auch viele Christen – Christen, die während des letzten Krieges zwischen dem muslimischen Norden und dem Süden auf der Seite des Südens gekämpft haben.
Der Norden geht deshalb mit aller Grausamkeit gegen die Rebellen im Süden vor. Nicholas Kristof, Kolumnist der NYT, schreibt:
An internal U.N. report says that Sudanese authorities are putting on uniforms of the Sudanese Red Crescent — a local version of the Red Cross — to order displaced people to move away from the United Nations compound. They were then herded into a stadium in the town of Kadugli, where their fate is uncertain.
Western aid workers have been forced to flee, and there are credible reports of government troops and government-backed Arab militias systematically hunting down members of the black-skinned Nuba ethnic group and killing them.
Wahllos werden Berichten zufolge Zivilisten in den Nuba-Bergen getötet, ihnen die Kehle durchgeschnitten, Frauen vergewaltigt. Dazu fliegt der Norden Luftangriffe, eine vernichtende Bodenoffensive verhindert einzig die Regenzeit. Inzwischen hat der Norden Satellitenbildern zufolge auch Raketenwerfer dort positioniert.
Sudans Präsident al-Bashir, von Peking jüngst wie ein Ehrengast empfangen, hat die Säuberung der Nuba-Berge von feindlichen Elementen angekündigt. Ihm zur Seite steht der Gouverneur der Region, Ahmed Haroun. Der hat mit Bashir etwas gemeinssam: Beide werden vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gesucht – Haroun soll maßgeblich an Massakern in Darfur beteiligt gewesen sein.
In den kommenden Tagen wird das Thema kurz auch in den deutschsprachigen Medien aufploppen, da am 9. Juli der Unabhängigkeitstag des Südens ansteht, das größte historische Ereignis in Afrika seit längerem. Dann wird es einige Beteuerung geben, dass man eine friedliche Lösung suchen wird. Ist der Scheinwerfer der meisten Medien ausgeknipst (so um den 10. Juli herum), werden die Bashir-Gefolgsleute weiter ungestört in den Nuba-Bergen morden können.
Puh. Ich hab Rivva ja nach dem Relaunch weiterhin nicht besucht. Danke, dass Du mir hier gute Gründe lieferst, das auch weiterhin nicht zu tun! 🙂