Als sich Tim Berners-Lee vor 20 Jahren am Cern das WWW ausdachte, war Patrick Illinger von der SZ* dort Doktorant und hat damit den Beginn einer Revolution am Rande seines Sichtfelds mitbekommen. Warum nur am Rande, erklärt er recht anschaulich mit einem Vergleich:
Wir Physiker sahen die Computerabteilung, sie hieß DD für „Data Division“, als eine Art Dienstleister an, vielleicht so wie in einem normalen Betrieb die Lohnbuchhaltung. Wozu unsere Buchhalter jedoch in der Lage waren, das sollten wir später noch merken.
Wenn wir nun in die meisten Online-Redaktionen der Gegenwart blicken, erleben wir meist eine ähnliche Einstellung: Die IT-Abteilung soll dafür sorgen, dass die Seite läuft, unser CMS nicht abstürzt, wir alle Zugänge bekommen.
Ich habe schon öfter (z.B. hier und hier) dargelegt, warum ich das für einen groben Fehler halte: Diese „Techniker“ sind eben nicht die Buchhalter, sie sind die Menschen, die über die Architektur des Raumes, in dem wir uns bewegen, bestens Bescheid wissen. Und wer, wenn nicht sie, können mit diesem Wissen dabei helfen, auch und gerade im Tagesbetrieb Ideen für den Journalismus der Zukunft mitzuentwickeln, Darstellungsformen jenseits des puren Textes?
Die New York Times hat gezeigt, welche wunderbaren Dinge passieren können, wenn Technik und Redaktion ganz nah zusammenrücken. Ich behaupte: Wer versäumt, es ihr nachzutun, wird immer nur auf die Innovationen der anderen reagieren können. Und anders als die Physiker am Cern können wir später einmal nicht anführen, eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt gewesen sein – es geht hier um unsere Kernaufgabe in Zeiten des Medienwandels.
*Disclaimer: ich arbeite für sueddeutsche.de und SZ