- Foto: Jeff Savi, Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)
Grass
Es ist viel geschrieben worden über Günter Grass und sein Gedicht, das ziemlich holpert und eigentlich auch keines ist. Die scharfsinnigste Analyse stammt wahrscheinlich aus der FAZ, die aber von jeher ihr Hühnchen mit Grass zu rupfen hat, die gerechteste der israelische Historiker und Journalist Tom Segev. Am Ende wird aus dieser Debatte nichts entstehen, es geht um die Rechtfertigung von Biographien oder sogar Glaubensfragen (denn der Atomkonflikt ist ja im Wortsinn auch eine Glaubensfrage). Mit der Lyrik hat Grass ja sowieso eine Form gewählt, die Diskussionen in der Regel ausschließen soll.
Die Tragödie von Haiti
Deborah Sontag von der NYT hat die ganze Geschichte der Cholera-Epedemie in Haiti noch einmal aufgeschrieben, die durch den Stuhlgang nepalesischer UN-Blauhelmsoldaten ausgelöst wurde. Die dreiste Art und Weise, wie sich die Vereinten Nationen (als Organisation) darum drücken, die Verantwortung zu übernehmen, würde wohl von einem stärkeren Land kaum geduldet werden. 500.000 Einwohner sind in den vergangenen Monaten an der Cholera erkrankt, 17.000 gestorben.
Nodding Disease
Es ist herzzereißend, von was die BBC berichtet: Uganda zählt inzwischen bereits 3000 Fälle der „Nodding Disease“, einer Krankheit, die Kinder und Jugendliche befällt. Erst beginnen sie grundlos immer wieder zu nicken, dann bekommen sie starke epileptische Anfälle. Weil der Körper auch das Hirnwachstum einstellt, erleiden sie irreperable geistige Schäden. Sie sterben, weil sie in Unfälle verwickelt werden oder einfach in den Wald gehen und nie mehr zurückfinden. Was die Krankheit auslöst ist genauso unbekannt, wie was sie heilen könnte.
Der wahre Held
What there’s a shortage of is people like Bradley Manning: people who are willing to risk their freedom to dump closely held documents. There’s never been a shortage of whistles; there’s always been a shortage of people willing to blow them. WikiLeaks was a new kind of whistle, but I think looking back the historic figure to emerge from all that will be the guy sitting deep inside a federal prison: Bradley Manning.
Das sagt David Carr, den ich sehr schätze, in einem Interview mit The Verge. Und er hat natürlich recht: Wikileaks wäre ohne Bradley Manning immer noch auf dem Stand von 2009 und das ganze Konzept Whistleblowing würde ohne couragierte Idealisten kaum funktionieren (auch wenn Rache oder Isolation innerhalb einer Organisation natürlich auch immer beliebte Motive oder Teilmotive sind). Wir vergessen das allzu oft, wenn wir darüber sprechen, wie sich die Medien verändern und was Whistleblowing im 21. Jahrhundert sein könnte.
Ich bezweifle mal, dass man für die Nodding Disease jemals eine Ursache findet, geschweige denn eine Therapie entwickelt. Die Forschung bei Krankheiten mit solch geringerer Verbreitung wird ja schon bei uns kaum finanziert, wenn es „nur“ in Afrika ist sieht es wohl noch viel schlimmer aus.
@Anna: Wahrscheinlich hast Du recht, und das ist ziemlich traurig.