Der Spin um Obamas Führungsstrategie.
Die New York Times hatte in den vergangenen Tagen zwei größere White-House-Scoops: Da wäre das Stück über Obama und die „Secret Kill List“, deren Neuzugänge er persönlich absegnet. Und da wäre die Vorab aus Chefkorrespondent David Sangers Buch, aus der hervorgeht, das Obama selbst nicht nur über den Stuxnet-Einsatz informiert war, sondern auch jeden einzelnen Schritt persönlich überwacht hat.
Ich bezweifle kaum, dass die Geschichten wahr sind. Allerdings sollten wir bei der Rezeption Timing und vor allem Narrativ im Auge behalten. Das Bild, das gezeichnet wird, zeigt Obama als „Commander in Chief“, der alles im Griff hat, selbst jeden Schritt genau überwacht und nichts dem Zufall überlässt. Das mag im Bezug auf die Kill-List für die liberale Wählerschaft (die im November eh keine Alternative hat) problematisch sein, in der breiten Bevölkerung vermittelt es eine Eigenschaft des Präsidenten, die für seine Wiederwahl im Herbst entscheidend sein könnte: Entschlossenheit und Führungskraft.
Ich bin mir sicher, dass man im Weißen Haus ob dieser Veröffentlichungen nicht unglücklich ist, sondern sie, im Gegenteil, begrüßt und wahrscheinlich den Autoren selbst die Zugänge geöffnet hat. Das ist erst einmal nicht ungewöhnlich oder verachtenswert; nur sollten wir diesen Metatext (über den ich selber leider nur mutmaßen kann) im Hinterkopf behalten, wenn wir uns über die neuen Erkenntnisse zu Arbeit, Strategie und Charakter des US-Präsidenten Gedanken machen.
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