Ein Polizist bricht im Dienst einer mit Handschellen gefesselten jungen Frau das Nasenbein und Teile ihrer Augenhöhle. Die in Erklärungsnot geratene Polizei durchsucht das Haus der Frau (um 6 Uhr morgens, nebenbei erwähnt), beschlagnahmt ihr Handy und durchforstet es – nach bisherigem Kenntnisstand offenbar erfolglos – nach Kontakten in die Drogenszene. Nebenbei lesen die Ermittler auch noch fleißig die Korrespondenz der Frau mit einem Journalisten mit. Pressefreiheit ist in manchen Momenten offenbar einfach nur ein Wort.
Was, wenn diese dubiosen und wenig ergebnisoffenen Ermittlungsaktionen bislang zu keiner Anklage gegen die Frau geführt haben, sondern einzig und mit einiger Verzögerung der prügelnde Polizist angeklagt wird? Und was, wenn dessen Chef, der Münchner Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer, zunächst das Zuschlagen des Polizisten als “konsequente Vorgehensweise“ bezeichnet und später die Fotos des entstellten Opfers in den Medien für das “schlechte Bild“ seiner Behörde in der Öffentlichkeit verantwortlich macht?
Wie würden Sie als Oberster Dienstherr reagieren? Wie es scheint hat der bayerische CSU-Innenminister Joachim Herrmann da eine Idee: Münchens Polizeipräsident Schmidbauer hat gute Karten, demnächst zum Landespolizeipräsidenten aufzusteigen. Probleme einfach wegbefördern – es wäre ein interessanter Ansatz des Ministers, das Vertrauen in die bayerische Polizei wiederherzustellen.
Update, 11.6.: Schmidbauer ist nun offiziell zum Landespolizeipräsidenten ernannt worden.