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Big Tech und Tech-Medien

Elizabeth Holmes and Theranos in the March 2014 WIRED magazine
Elizabeth Holmes ist eines der Wunderkinder des Silicon Valley, war häufiger auf Magazin-Covern zu sehen und Gegenstand von Symbolartikeln über das Credo „Folge Deinem Weg“. Sie brach ihr Studium in Stanford ab, um Theranos zu gründen, eine Unternehmen für Bluttests. Das Versprechen: Für eine Blutanalyse sind künftig nur noch ein kleiner Piks in den Finger nötig. Die Firma ist, an den Investitionssummen bemessen, inzwischen mehr als neun Milliarden US-Dollar wert.

Eine aufwändige Recherche des Wall Street Journals legt nun nahe, dass die bahnbrechende Technologie, die dies möglich sein, nicht funktioniert – oder zumindest stark fehlerhaft ist. Die FDA ermittelt, Theranos hat alle Fingerpiks-Tests bis auf einen einzigen zurückgezogen (bestreitet aber die Vorwürfe). Die Tests wickelt man offenbar unter anderem – welch disruptive Ironie – über Siemens-Maschinen ab.

Jetzt mal Hände hoch: Wer kann sich einen Wunderkind-Artikel über Theranos in Publikationen wie TechCrunch, Venture Beat, Inc., Forbes, Fast Company oder Wired vorstellen oder hat ihn sogar gelesen? Und wer kann sich in genannten Publikationen Investigativ-Geschichten zur Firma vorstellen? Wer kann sich an einen Re/code-Scoop erinnern, der über Boardfights oder Vorabs zu Marktstarts oder Personalien hinausgeht? Wer kennt einen Investigativjournalisten, der im Silicon Valley arbeitet? Und was sagt das alles über das Selbstverständnis der Medien hier aus?

Nicht jede Publikation muss/kann investigativ arbeiten, aber kritisches Denken muss ein fundamentaler Wert sein. Es ist beinahe tragisch, wie viele engagierte Menschen hier ihre Zeit mit Mikro-Scoops (vorgezogene Pressemitteilungen), Access-Brotkrumen, Hype-Aufbau und Hot Takes verbringen, weil genau das im Ökosystem unter Tech-Journalismus verstanden wird.

Ein Gedanke zu „Big Tech und Tech-Medien“

    Gero sagt:

    Copy Paste Mentalität.

    Sehr bedauerlich, aber ich bin seit jeher davon überzeugt, dass eine kleine „Elite“, also z.b. vll. 10 einflussreichere Redakteure, schon einen Hype um eine Person auslösen können.
    Wir sollten also nicht nur Themen intern hinterfragen, also auf Korrektheit etc., sondern auch immer hinterfragen, warum gerade, welches Thema eigentlich im Fokus steht.

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