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Journalismus (3/16): Peak Content und darüber hinaus

Peak
Wir haben Peak Content erreicht: Es gehen jeden Tag so viele Texte, Videos, Filme, Audios, Bilder online, dass unsere Aufmerksamkeit schon mit dem interessanten Material von 24 Stunden ein Menschenleben lang beschäftigt wäre. Peak Content bedeutet nicht unbedingt, dass die Zahl der Inhalte abnimmt (es gehen global weiterhin Erstnutzer online und die Definition von „Content“ erweitert sich gerade, vgl. Interaktionen etc.); wohl aber wird die Zahl der Menschen sinken, die für deren Erstellung noch bezahlt werden.

Ich habe zu den hier in den USA sichtbaren Veränderungen etwas in mein – in den kommenden Wochen irgendwann erscheinendes inzwischen erschienenes Medienmenü geschrieben (Fettungen von mir):

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Deutsche Medien leben noch von den Resten einer demographischen Dividende, weil die Altersstruktur einige Veränderungen etwas verzögert. Die Krise vieler durch Risikokapital finanzierten Medien-Startups wird Deutschland erspart bleiben, weil es dort so etwas nicht gibt. Aber gerade hier hat sich ein genuiner Online-Journalismus entwickelt, der auch die Verlagshäuser gezwungen hat, agiler zu werden. Die Erfahrungen und Experimentierfreude haben viele junge US-Journalisten reifen lassen, handwerklich und persönlich.

Die Distributionsfragen ähneln sich in beiden Ländern und sind schwer zu beantworten. Hier gibt es viele Überlegungen zum Kontext: Wo genau im Informationssystem erreiche ich Menschen noch, auf welche Dienste/Plattformen/Signale muss ich aufsetzen? Was ist zum Beispiel das Äquivalent zu Ubers Integration in Google Maps? Und wie verändert sich die Landschaft, wenn lernende Maschinen (oder „künstliche Intelligenz“) einmal als App-Store vorliegen und wir mit ihrer Hilfe mediale Informations-Architektur entwerfen?

Die Frage nach Native Advertising ist hier schon beantwortet (mit „ja, klar“). Die algorithmische Produktion von Nachrichten dürfte in den nächsten 18 Monaten den US-Mainstream mit voller Wucht erreichen. Theoretisch könnte das auch in Deutschland viel menschliche Arbeitskraft für sinnvollere Aufgaben freisetzen, aber wir ahnen alle, was wirklich passieren wird.

Das alles ist sehr weit weg vom Erstellen und Verteilen von Inhalten, auf dem redaktionelle Arbeit traditionell basiert. Das wird nicht verschwinden, aber das Medien-Ökosystem hat den Wandel von Knappheit zu Überfluss schon lange vollzogen und sortiert sich entsprechend um. Viele Lösungen – und damit auch die Wertschöpfung – werden softwarebasiert sein. (…)
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Passenderweise bin ich am Wochenende durch den – kuratierenden – NYTimes-Newsletter auf einen Redef-Artikel gestoßen, der die Folgen von Knappheit -> Überfluss im Kontext künftiger Influencer-Systeme beschreibt. Influencer kuratieren Inhalte und einige der reichweitenstärksten von ihnen setzen – ähnlich wie Social-Media-Superstars heute – darauf Geschäftsmodelle auf. Medienmenschen sollten sich einiges davon anstreichen, so wie ich mir das hier (digital) angemalt habe:

„For most curators (and audiences), the distinction between content type (e.g. art, music, film, TV) and class (‚premium‘, ‚low-grade‘, ‚UGC‘) is without value. They curate according to their voice and interests, not library categorizations.“

In gewisser Weise reden wir von einem Bundle, aber nicht von dem Bundle, das die Legacy-Medien gerade zu retten versuchen, sondern eher von… der App von Kylie Jenner???  (ich war nach der Erwähnung im Redef-Artikel auch verblüfft, aber das Konzept kommt hin).

Ich glaube aber, das wir es am Ende mit menschlichen und automatisierten Kuratierungssystemen zu tun haben werden.

  • Mögliche Eigenschaften menschlicher Kuratierungssysteme: Von Persönlichkeit und unverwechselbarem Interessens-/Kenntnis-/Meinungs-/Unterhaltungs-„Wasserzeichen“ geprägt; Monetarisierung abhängig von Plattform-Strategie (Empfehlungsmechanismen auf sozialen Netzwerken derzeit nicht mit finanziellen Anreizen verknüpft), individuell von Reichweite oder Nische.
  • Mögliche Eigenschaften automatischer Kuratierungssysteme: Auf lernender Software (AI) basierend, neben Interessenbezug vor allem stark nach Kontext ausgerichtet (fyi: ich arbeite gerade an einer Skizze zu solchen Kontexten in der nächsten Generation von Sensoren). Auf OS- oder Plattform-Ebene, oder von Plattform zu Plattform migrierbar (vgl. heute Apps in Messengern wie Wechat, Kontext-Streams in Slack etc.). Monetarisierung abhängig von Datenbasis, Qualität des Service und Zahl der Konkurrenzanbieter.

Natürlich sind Mischformen möglich, so wie die „menschlichen“ Kuratoren Einzelpersonen oder Marken sein können. Was beide Kuratierungssysteme verbindet: Sie zielen auf den Einstiegspunkt, nicht auf den Endpunkt.

Nun stellt sich Medienmenschen die logische Frage, ob klassische Medienangebote dort eine Rolle haben und was das noch mit der Aufgabe des Journalismus zu tun hat, wie wir ihn kennen. Ich erlaube mir eine Gegenfrage: Was hat das Erstellen und Verteilen von Inhalten zum aktuellen Weltgeschehen*, dessen Resultat eine „absurde Gleichheit“ (thx, John Hermann) von Themen und Seiten ist, noch mit der Realität der Informationsdistribution im 21. Jahrhundert zu tun? Sollten wir nicht diese neue, vernetzte Realität als Grundlage anerkennen um zu entscheiden, welche journalistischen Aufgaben es sich überhaupt zu retten lohnt?

*das letztlich eine tradierte Funktion der linearen Massenmedien des 20. Jahrhunderts ist.

11 Gedanken zu „Journalismus (3/16): Peak Content und darüber hinaus“

    […] #DigitalesLandleben Selbstgeschriebenes (Auswahl): Trump vs. Papst (und der Konflikt dahinter) Was kommt nach Peak Content?(Blog) Ist das Ende der (digitalen) Werbung […]

    ben_ sagt:

    Hmm … spannende These. Ich hab ja vor Jahren schon gesagt, dass die „Informationsflut“ praktisch schon immer ein Teil der Moderne war. Es wurden zu jedem Zeitpunkt (ich wähle man willkürlich) nach der Französischen Revolution täglich mehr Inhalte produziert, als ein Mensch lesen in 24 Stunden lesen kann, mal ganz zu schweigen von der Zeitspanne, die er täglich wirklich lesen will und kann. Das ist nichts Neues. Es ist nur leichter geworden _noch viel mehr_ Inforamtionen zu bekommen uuund: Diese _noch viel mehr Informationen_ werden neuerdings stetig zu uns hingetragen, wenn wir die falschen Apps auf dem Handy haben oder uns auf der falschen Webseite angemeldet zu haben. Aber das sind dann persönliche Probleme. Wenn ich bei der Arbeit den ganzen Tag den Fernseher _und_ das Radio laufen lasse, muss ich mich nicht wundern, wenn ich mich nicht konzentrieren kann.

    Aaaber … dass von jetzt an die Zahl der Menschen sinken wird, die für das Erstellen von Inhalten bezahlt werden ist eine These, die erstmal schlüssig klingt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie stimmt. Denn … wir leben ja auch noch aus einer anderen Perspektive in einem Peak-Content-Zeitalter. Es geht ja schon lange nicht mehr um „Inhalte“ oder „Fakten“ oder „Turnschuhe“ oder „Pullover“, sondern um Marken. Und das Universum der Marken scheint keine Grenzen zu haben, die durch die Beschränkungen der physikalischen Welt definiert werden. Sprich: Mehr Marken geht immer, denn Marken sind ein Werkzeug der persönlichen Ausdiffernezierung. Und die schreitet fleissig weiter voran.

    Ich glaube am Ende wird es vor allem eine marxistische Frage sein: Wer beutet wen aus, um Mehrwert zu erschaffen?

    joha sagt:

    Habe am Wochenende auch über die „Zahl der Menschen“-Aussage nachgedacht, konkret im Bezug auf fiktionales Bewegtbild, das nicht so einfach zu duplizieren ist wie Informationen. Und natürlich ist dieser Markenbotschaftscontent (a.k.a.) PR auch Content. Vielleicht bin ich zu journalistisch in meiner Herangehensweise, konkret geht es aber natürlich in diesem Fall um Journalismus (wo die Zahl von Inhalten ebenfalls so hoch wie noch nie ist).

    ben_ sagt:

    Ah. Da haben wir uns wohl missverstanden. Ich meinte mit den Marken nichtnur jene, die überteuerte Turnschuhe verkaufen (aka. PR), sondern jene, die Journalismus verkaufen. Bento und Ze.tt sind da ja nur zwei Beispiele. Zwei neue Marken, die am Ende auch nur Nachrichten nochmal aufschreiben, die man woanders auch lesen kann. Aber es funktioniert halt auch irgendwie, eben weil die Ausdifferenzierung der Gesellschaft weiter voranschreitet.

    Was aber den eigentlichen Punkt angeht, der ja eigentlich ein Bogen ist von „Peak Content bedeutet nicht unbedingt, dass die Zahl der Inhalte abnimmt wohl aber wird die Zahl der Menschen sinken, die für deren Erstellung noch bezahlt werden.“ zu „Sollten wir nicht diese neue, vernetzte Realität als Grundlage anerkennen um zu entscheiden, welche journalistischen Aufgaben es sich überhaupt zu retten lohnt?“.

    Du meinst beim Begin des Bogens ja auch Journalismus, oder? Falls ja würde ich sagen, dass das nur eingeschränkt gilt. Klar gibt es den ganzen irren Social-Media-Kram, wo Leute sich gegenseitig mit ihrem Leben unterhalten (ums mal nett zu sagen). Aber Journalismus konkurriert jetzt eben auch mit anderen Inhalten. Games, Filme/TV, PR und alle Sorten von Zeitvertreib-Software, also Programme, die Nützlichkeit vorgeben und es vielleicht sogar sind. Auch hier greifen die digitalen Medien wieder als beschleuniger der Ausdifferenzierung: Ich kann ja den ganzen Tag mit Lesen von Band-Newslettern, der Wikipedia oder 4Chan-Threads zubringen, wenn ich es drauf anlege. Früher gab es diese Optionen als Alternative zu den Journalismuskonsum-Situationen ja entweder gar nicht, oder doch deutlich eingeschränkter. Oder anders: Ich bin ziemlich sicher, dass die Leute weniger Zeit mit journalistischen Produkten verbringen, weil sie mehr als zuvor ihren eigentlichen Interessen folgen können. Aaaber … das heisst ja nicht zwingend, dass weniger Leute dafür bezahlt werden. Nur halt weniger Journalisten …

    Was das Ende des Bogens angeht: Super! Eine Vorgehensweise, die mir seit John Rawls Schleier des Unwissens zu tiefst sympathisch ist: Das beste am Status Quo erstmal als gegeben ansehen und dann noch überlegen, was man von dort aus am besten machen sollte. Klingt jetzt irgendwie ironisch, isses aber nicht. Tja, gute Frage … da hab ich nie drüber nachgedacht, was ich am Journalismus eigentlich für wertvoll finde. Ich meine … aus einem Reuters-Ticker sowas wie Tagesschau oder die Morgenpost der Krautreporter zu kuratieren scheint mit keine allzugrosse Herausforderung. Die vielbeschworene Analyse- und Debatten-Funktion, die sich unser beider ehem. Arbeitgeber ja so gross auf die Fahnen schreibt, habe ich immer für sowas wie eine Mischung aus Selbstverliebtheit und Überheblichkeit gehalten. Was bleibt? Recht einfach zu sagen, zumindest für mich persönlich: Der höchstglanz Reportage-Journalismus der GEO, der mich wirklich regelmässig erstaunt, erhellt und begeistert, und den ich immer noch nicht adäquat online gesehen habe, was aber auch daran liegen könnte, dass ich online anders lese.

    Bleibt noch der Meinungs-und-Avantagarde-Journalismus der Tempojetztdebugspexmissystyleandthefamilytunes-Bauart. Hat den wirklich jemals wer gemacht, um Geld zu verdienen? Hat da jemals wer mit Geld verdient? Ich kann’s mir heute kaum vorstellen. Jetzt, rückblickend riecht viel davon nach dem, was heute die besseren Blogs sind, auf halbem Weg zwischen Schülerzeitung und Modemagazin. Ich glaube darum müssen wir uns keine Sorgen machen … das wird es immer geben.

    ben_ sagt:

    Ups. Sorry für die Länges des Kommentars. Zu meiner Entschuldigung: Ich sitze im ICE, auf dem Weg nach Hause. 😀

    joha sagt:

    Die Frage ist, wie wir „funktionieren“ bei genannten Portalen (und darüber hinaus) definieren – als Rampe für Native Advertising? Vielleicht. Funktionieren im Sinne der Aufmerksamkeitsökonomie? Vielleicht auch, aber längst abhängig von der Distribution, die an den Einstiegspunkten nicht mehr in der Hände der Publisher liegt. Das ist ja das Ding, an dem gerade eine ganze Reihe VC-unterstützter Medien in den USA zu scheitern drohen: Was passiert, wenn ich einen Eimer meiner Farbe in den See der Aufmerksamkeitsökonomie schütte? In den meisten Fällen nicht viel oder nicht genug, um davon ein auf Dauer angelegtes Geschäftsmodell zu finanzieren (hierzu auch: http://www.theguardian.com/media/2016/feb/21/publishers-adblocking-advertising-mobile).

    Was den Zweck des Journalismus angeht: Ich bin seit längerem überzeugt, dass das Endspiel nicht
    das Überleben der Verlage, sondern das einer informierten Gesellschaft ist (Aufdecken von Missständen, versteckten Zusammenhängen etc.). Und das ist ja das Bizarre, dass zumindest die guten Redaktionen zwar im Idealfall noch darauf hinarbeiten, aber das Gesamtpaket noch im alten Mindset der Bedingungen des 20. Jahrhunderts geschnürt wird, als die Distribution noch das Problem war (weil darauf auch das Geschäftsmodell aufbaut, dass die Verlage retten wollen). Wenn also die Redaktionen mit dem Alten, die Verlage und Sender mit dem Überleben, die Netzwerke mit dem Monetarisieren beschäftigt sind, wer kümmert sich darum? Die Arbeit wird erst so richtig beginnen, wenn die Unrettbarkeit des Alten durchgedrungen ist, dabei wäre es jetzt schon Zeit dafür

    [Randnotiz: Ich halte in Deutschland auch einen Medien-Bailout für möglich, also eine politisch durchgesetzte Medienabgabe, die den Verlagen das Überleben als etwas abgespeckte Einheiten sichert. Das wäre ein Happy End für all jene Menschen in der Branche, die sich nicht mit dem Wandel beschäftigen wollen, weil ihnen die Fantasie für ein Post-Massenmediales-Zeitalter fehlt und Aussitzen/Routine einfacher ist. Vielleicht wäre es sogar das Richtige für das von mir beschriebene Ziel der informierten Gesellschaft, nur würde es für mich persönlich bedeuten, mich mein berufliches Journalistenleben lang umsonst abgearbeitet zu haben. Mein beruflicher Weg in der Branche wäre wahrscheinlich spätestens dort zu Ende.]

    […] bei Johannes diskutiere ich mit ihm etwas über die Gegenwart und Zukunft des Journalismus. Und obschon ich sein Blog mit monologischen Kommentaren vollmache und man annehmen könnte, damit […]

    Fritz Iv sagt:

    Die Thesen sind zunächst einmal plausibel. Wenn die Zahlbereitschaft einerseits abnimmt, die Notwendigkeit, für News zu bezahlen, objektiv gegen Null geht, und ferner Werbegelder von Journalismus massiv zu anderen Angeboten verschoben werden, dann kann ja nur die logische Schlussfolgerung, dass für die klassische redaktionelle Arbeit weniger Geld zur Verfügung steht.
    Was allerdings stutzig macht, ist, dass Content als solcher eher noch eine steigende Relevanz zu haben scheint – und dann eben auch exklusiver bzw. „proprietärer“ Content. Man sieht dies bei Facebook, die richtig Geld an Verlage weitergeben, damit sie Content bei Facebook hochladen. Man sieht es bei Netflix, die als reiner „Filmvermittler“ immer unter Druck wären, aber als Hersteller von proprietärem Content eine ganz andere Wichtigkeit und Kundenbindungsfähigkeit haben. Man sieht es genauso bei Amazon. Und man sieht es sogar bei Apple, die – so betrachtet – als Hardwareseller unter anderem deshalb so eine überragende Stellunjg erlangen konnten, weil sie anfangs einen riesigen Vorsprung beim Content hat (Musik-Einzelverkauf und vor allem bei Apps).
    Das Kuratieren von Gratis-Content kann sicherlich auch ein geschftsmodell sein – das Prinzip „Presseschau“ ist für jeden relevant, der gewisse Ansprüche an die Qualität seiner täglichen Informiertheit stellt oder der einfach bestimmte „Fachthemen“ im Auge hat. Und dort, bei der klassischen Fachpresse und dem was es da an granularen, aber profitable Zielgruppen gibt, kann man IMHO einen weiteren Hinweis finden, nämlich den, dass bezahlt wird, was jemand persönlich relevant findet: „special interest“ wird solange verkäuflich bleiben, wie es spezielle Interessen gibt.
    Hier gibt es auch enorme Entwicklungsräume für Zeitungen/Zeitschriften, sobald sie anfangen, ihre Rubriken zu enbündeln und Zielgruppen nicht mehr an die Marke zu binden, sondern an Themen. Nehmen wir „Wirtschaft“: Selbst die besten täglichen Wirtschaftsteile (Handelsblatt und FAZ) können nicht spezielle Zielgruppen binden (sagen wir mal alle, die mit Modeproduktion und Verkauf zu tun haben), weil das Thema eben zu speziell ist, um für alle Leser interessant zu sein. Wenn Sie nun den Online-Journalismus nicht mehr zentral von dem Markenangebot her denken, sondern von definierbaren Interessensgruppen her, die Sie überall im Netz hernehmen, nicht etwa nur aus ihrem klassichen Leserpotenzial, dann entstehen sofort eine Fülle interessanter Chancen für professionellen Journalismus inkl. von Kuratierung von allem anderen, was so im Netz herumflottiert.
    Was „Fachthemen“ angeht, meine ich nicht nur professionelle Zielgruppe. Die Jenner-App ist auch „Fachthema“ (nämlich nicht gerade „für alle“ relevant), genauso wie sich für Sport, Kultur, Regionales, Gartenfans, Wandersleute, Innenpolitiker etc. Spielfelder für Paid-Content auftun. Jenner ist vielleicht tatsächlich richtungsweisend (siehe auch „Barbara“), weil da Personen als Symbolfiguren für Content-Interessen ganz gut funktionieren, anderseits dies zunächst nur Marketing ist: Wenn die Contentangebot dann nicht diese gewisse propritäre Qualität haben, wird es schwierig mit der Dauerhaftigkeit der Zahlungsbereitschaft.
    Vielleicht steht ja Journalisten auch eine großartige Zukunft bevor, weil nur noch erstklassiger, distinktiver und relevanter Content Käufer bzw. Nutzer binden kann?

    Fritz Iv sagt:

    Gerade erst sehe ich dies hier aus den Innovations-Bezirken der NYT (auf politico: http://politi.co/1KUqe1O )

    „… Would you like the Times’ Today’s Headlines email product to be tailored for you? ‚What we really want to allow is for readers to say I want the top headlines in politics and sports, but perhaps not in technology,‘ said Breskin. ‚Maybe it’s just not for them. That’s something we’re thinking about surfacing.‘

    How much more should the Times aim to connect its columnists with its push and email programs? Nick Kristof’s newsletter has gotten the first test, owing to his substantial social following. ‚Within six months, we grew a list really with grassroots site and social promotion of over 50,000 highly engaged readers.‘

    How possible is increased targeting and personalization? It’s all in the data, and the data, at the Times and in every news organization I’ve talked to, is still pretty disparate.“

    Individualisierung heißt Erhöhung von Relevanz, und ab da wächst wieder Zahlungsbereitschaft.

    joha sagt:

    Vielen Dank, spannende Kommentare. Ich hätte Content vielleicht etwas differenzieren müssen, wie ich schon geschrieben habe. Netflix-Inhalt ist einfach zu kopieren (im Sinne von: die Datei), aber schwer zu duplizieren (im Sinne von: eine Amazon-Variante von House of Cards). Letzteres ist bei fast jeder Form von Information/Journalismus anders. Die Kopierbarkeit umgeht Netflix durch ein Bundle (!), das sehr günstig und bequem ist. Für alle Tech-Player ist Content Mittel zu etwas anderem (Amazon -> Prime, Apple -> Devices und von mir aus noch an Devices gekoppelte Dienste, Facebook -> Verweildauer).
    FB kommt noch am ehesten dem nahe, was Medien anstreben, aber es gibt keinen Grund, warum sie am Ende nicht die Verlage für die Distribution zur Kasse bitten sollten (oder Voraussetzungen ändern), sobald die Abhängigkeit da ist. Letztlich machen sie das ja bei allen schon so, vgl. verknappte Erreichbarkeit von „Fans“. Aber das iPod-Argument ist sehr gut, ich muss mal darüber nachdenken, was davon auf heute übertragbar ist.
    Die Fachthemen halte ich auch für relevant, die Frage ist, ob wir dann nicht am Ende von direkt finanziertem Nischen-Journalismus/Analysis sprechen (vgl. Stratechery). Und den Optimismus am Ende teile ich: Es wird eine Fokussierung auf den Kern geben und das, was fehlt. Die Frage ist nur, wie viele Journalisten davon leben werden können.

    Mentions

  • 💬 Journalismus, Abomodelle und die Entbündelung – kopfzeiler.org

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