Nettes WDR-Zeitzeichen über Ernst Litfaß (1816-1855), Erfinder der gleichnamigen „Annonciersäule“. Was mir aufgefallen ist:
Offenheit und Geschäftssinn: Litfaß war zunächst Schauspieler und Verleger. Übernahm Berliner Druckerei des Stiefvaters und experimentierte viel, u.a. mit Buntdruck und Schnellpressen. Erkannte Reklame durch die Druckzettel als großen Markt.
Herkunft der Idee: Nicht Litfaß hatte den Einfall, sondern er hatte die Plakatsäulen schon in Paris und London gesehen (Berlin-Syndrom?).
Gelöstes Problem: Zettelwildwuchs (vs. behördlicher Ordnungssinn) und Absprache mit der Polizei, die eigene Ankündigungen aufhängte und im Gegenzug gegen Zettel in freier Wildbahn vorging (und damit Litfaß Kunden zutrieb, die legal anschlagen wollten).
Monopolisierung: Exklusivrecht, während der Kriege Depeschen der Regierung anzuschlagen. Dadurch mehr „Traffic“ für die anderen (Werbe-)Plakate.
Große Versprechungen: Eigentlich sollten die Litfaßsäulen innen als Urinal fungieren – ein Versprechen, dass Litfaß nie umsetzte, das ihm aber bei der Genehmigung half.
Marketing: Wohltätigkeitsbälle und Fest für Kriegsheimkehrer als Eigenreklame (und Einnahmequelle).
Abhängig vom Monopol: Geschäft stagnierte nach Übernahme durch die Erben, als Preußen die Lizenzen nur noch jährlich erneuerte und schließlich an einen Konkurrenten vergab.
Unterschätzte Pionierleistung: Trieb den Ausbau von Stadtmöbeln im öffentlichen Raum voran, inklusive Informations- und Werbefunktion.