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Buttermilk Drops – eine Geschichte aus New Orleans

Buttermilk Drops

Buttermilk Drops sind ein zauberhaftes Gebäck aus New Orleans. Ein feiner Buttermilch-Teig (bei Bedarf mit Frucht-Anteil), frittiert und überzogen mit Zitronenglasur, geformt zu runden Mini-Krapfen. So einfach – und doch so gut, dass ich als Franke mit höchsten Ansprüchen an Krapfen-Gebäck überwältigt bin. So sehr, dass ich regelmäßig mein Fahrrad umsteuern muss, weil es Richtung Gentilly abbiegen will (oder ist es mein Unterbewusstsein?).

In Gentilly verirren sich nur selten Touristen, die Gegend gehört zum raueren Teil der 7th Ward und gerade die St. Bernard ist eine dieser Straßen, die in der Abenddämmerung ihren Charakter ändern. Dort in der Nähe steht die Buttermilk Drop Bakery. Manchmal trinken ein paar Jungs vor der Tür oder aus dem Kofferraum ihres Autos Bier, die Kultur des Abhängens ist nicht nur Zeichen der Entspanntheit dieser Stadt, sondern auch der Perspektivlosigkeit afroamerikanischer Männer.

Buttermilk Drops

Drin ist die Einrichtung eher schlicht, hinten die Backstube, vorne die Auslage mit Donuts und den Buttermilk Drops. In der Mitte können Kunde und Verkäufer durch ein kleines Fenster kommunizieren. Ich nehme an, sie haben hier schlechte Erfahrungen gemacht. In New Orleans bleibt keine Tankstelle, keine Bäckerei, kein Eisladen von Raubüberfällen verschont.

Buttermilk Drops

Aber das alles würde – abgesehen von den Backwaren – die Buttermilk Drop Bakery noch nicht außergewöhnlich machen, wäre da nicht ihr Chefbäcker: Dwight Henry ist inzwischen einem größeren Publikum als Wink, der Vater im Film „Beasts of the Southern Wild“ bekannt. Er wurde entdeckt, als er Donuts beim Dreh im Süden Louisianas servierte. Auch in „Twelve Years A Slave“ spielte er später eine Nebenrolle.

In einer Stadt wie New Orleans kann ein Bäcker zum Schauspieler werden und niemand hält das für ungewöhnlich, weil hier ziemlich viele Menschen irgendeinem kreativen Hustle nachgehen. Typisch New Orleans ist allerdings auch, dass sehr viele Dinge hier in Ärger münden.

Genau wie die Geschichte von Dwight Henry und den Buttermilk Drops: Vor anderthalb Jahren eröffnete er einen ähnlichen Laden im French Quarter und zerstritt sich offenbar mit dem (Mit)eigentümer der Original-Bäckerei, denn der zeigte ihn an: Henry hatte sich dort mehrere Tausend Dollar aus der Kasse genommen.

Demnächst beginnt der Diebstahl-Prozess, eine Haftstrafe droht. Henry streitet in einem separaten Zivilprozess darüber, ob er Teilhaber des Ladens war (und damit rechtmäßig Geld aus der Kasse nahm). Es ist etwas chaotisch und hässlich, nebenbei kam noch heraus, dass Henry vor ein paar Jahren bei einer Superbowl-Party einen Mann erstochen hat, seiner Aussage zufolge aus Notwehr (die Staatsanwaltschaft erhebt keine Anklage). Die Pfade und Verhältnisse sind etwas verworrener hier, und das Glück etwas flüchtiger. Und Leben und Tod bahnen sich irgendwo dazwischen ihren Weg.

2 Gedanken zu „Buttermilk Drops – eine Geschichte aus New Orleans“

    ben_ sagt:

    Eine lustige Randbemerkung: Dass Du in New Orleans Fahrrad fährst wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen. In meiner Vorstellung ist Lance Armstrong der einzige Fahrradfahrer in den USA. Aber jetzt wo ich drüber nachdenke, könnte die Architektur von New Orleans vielleicht doch gar nicht so fahrradunfreundlich sein, wie ich vermute und ich muss sagen: Mir vorzustellen wie Du durch das warme, in meiner Vorstellung stets in der Dämmerung befindliche New Orleans mit dem Fahrrad fährst … das freut mich sehr. Ich muss geradezu grinsen vor Freude. Eine schöne Vorstellung. Fahr vorsichtig!

    joha sagt:

    Ja klar, schön flach hier, gibt sogar Fahrradspuren. Die Autos sind allerdings riesig und die Neigung, während des Fahrens zu telefonieren oder betrunken am Steuer zu sitzen, macht es nicht so wahnsinnig attraktiv. Und nachts sind die Schlaglöcher ein Problem und die hohe Straßenkriminalität.

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