Es gibt zu viele Tech-Podcasts. Einerseits: Gut, mehr Auswahl für jeden Geschmack! Andererseits: Schlecht, wer soll das alles anhören?
Diese Liste von Podcasts, die ich regelmäßig(er) höre, soll bei der Auswahl helfen. Vorab: Es gibt drei Kriterien, die für mich zu einem guten Podcast gehören: Er darf nicht zu lang sein, die Sprecher sollen gut anzuhören sein und Fachkenntnis besitzen. Leider fehlt deutschen Tech-Podcasts meist eine der drei Eigenschaften, aber ich freue mich über Hörtipps in den Kommentaren.
Hier die Liste (alphabetisch):
Click
Die BBC-Sendung höre ich schon seit Jahren, allerdings wegen der wachsenden Konkurrenz nicht mehr regelmäßig. Was ich mag: Technologie nicht als Business-Spielerei, sondern als etwas, das die Gesellschaft verändern kann. Viel über Projekte und Szenen jenseits der Industrienationen, Forschungsarbeiten. Gute Podiumsdiskussionen wie hier über Roboter und AI. Interessant für: Fans von Open Source / Forschung / Schwellenländer-Techverständnis.
Context Matters
Ruht derzeit, leider. Unterscheidet sich von anderen Zwei-Menschen-reden-über-die-Tech-Branche-Podcasts dadurch, dass Chris Saad und Brian Solis sich nicht so sehr mit dem Rechthaben, sondern mit dem „vor dem Mikro nachdenken“ beschäftigen. Sehr gute strukturelle Analysen der Branche, die alten Podcasts dürften auch jetzt noch Gültigkeit haben. Interessant für: Menschen, die die Tech-Branche interessant finden, aber keine Lust auf Wichtigtuer haben.
Critical Path
Horace Dediu von Asymco und dem Christensen Institute hat die strukturelle Analyse des Tech-Geschäfts vor allen anderen gemacht, glaube ich. Im Podcast analysiert er gemeinsam mit Anders Brownworth Apple und die darum herum gruppierten Geschäftsfelder/Branchen. Hat mir am Anfang die Augen Ohren geöffnet, inzwischen hat es mir zu viele Längen und zu viel „Wie toll Apple das doch macht“ (womit sie natürlich oft genug recht haben). Interessant für: Apple- und Markt-Interessierte.
Exponent
Die Hör-Variante von Ben Thompsons Stratechery, in der er und sein Partner James Allworth über die Themen und Theorien der Woche sprechen. Ich mag Stratechery sehr und kann das Abo für Branchen-Interessenten sehr empfehlen. Der Podcast leidet etwas darunter, dass James eher Echokammer als Diskussionspartner für Ben ist. Interessant für: Sessel-Strategen und Branchen-Fachgelehrte.
Guardian Tech Weekly
Leider nicht so unterhaltsam, wie man sich einen Guardian-Podcast vorstellt; in der Regel Tisch-Debatten oder Interviews. Ich mache den Download von Themen abhängig, die Internetkultur- und Gaming-Folgen sind besser als die Episoden, in denen einfach nur Recherchen nacherzählt werden. Interessant für: Guardian-Leser.
Marketplace Tech
Zehn Minuten NPR-Tech mit Wirtschaftsfokus, ein aktuelles Thema, ein eher hintergründigeres. Besser als Techcrunch, um das Geschehen des anstehenden Tages zu erfassen. Wegen der Tagesaktualität allerdings auch mit kurzer Halbwertszeit. NPR hat mit All Tech Considered auch ein anderes gutes Format, das allerdings auch in Richtung Wissenschaftsthemen geht. Interessant für: Branchen-Interessierte auf dem Weg von der/zur Arbeit.
Meanwhile in The Future (Gizmodo)
Reputationsdatenbanken, Empathie-Maschinen, genetisch veränderte Menschen – der Gizmodo-Podcast spekuliert darüber, wie wir in Zukunft leben. Eher plakativ als philosophisch oder wissenschaftlich, aber nett als Snack. Interessant für: Horizont-Erweiterer.
Note To Self
Einst ein monothematischer Podcast zum Thema „Informationsüberflutung“, inzwischen auch mit anderen Themen, die eine moralische Dimension haben. Nicht alle Folgen sind spannend oder gehen in die Tiefe. Interessant für: Tech-Skeptiker oder Menschen, die ein differenziertes Bild von der Digitalisierung wollen.
Reply All
Schönes Format von Gimlet Media, das Geschichten, Anekdoten und digitalen Phänomen auf den Grund geht. Ich mag die Erzählweise (mein Favorit: die Folge, in der LSD auf der Arbeit getestet wurde). Interessant für: Fans von This American Life und Planet Money, Geschichten-Zuhörer.
Review The Future
Jon Perry und Ted Kupper sind Futuristen, aber von der kompetenten Sorte: Sie beschäftigen sich ausführlich mit Technologien wie Augmented Reality und spielen die Möglichkeiten, aber auch die philosophischen Fragen dahinter durch. Für mich eine der schönsten Entdeckungen der vergangenen Monate, weshalb ich auch auf die Vorgabe „darf nicht zu lang sein“ pfeife. Interessant für: Philosophen, Futuristen und solche, die es gerne wären.
P.S.: Was und wie ich im Alltag lese, findet sich übrigens im Medienmenü drüben bei den Krautreportern.