Der öffentliche Nahverkehr in den meisten amerikanischen Städten ist grottig, in vielen davon gilt er als Fortbewegungsmittel der Armen. Seit Lyft und Uber existieren gibt es deshalb Debatten darüber, ob Ridesharing den ÖPNV ergänzen oder gar ersetzen wird. Bloomberg berichtet jetzt von zwei Pilotprojekten in Vororten von Tampa und Denver, in denen die Städte Bürgern die Uber/Lyft-Fahrten bezahlt oder zumindest subventioniert. Das ist günstiger als dort wenig genutzte Buslinien zu betreiben.
Nachttaxi-Abmachungen gibt es auch an den Stadträndern in Deutschland, doch in den USA ist absehbar, dass die Kombi aus „klamme Kommunen“ und „Vorliebe für Privatisierung“ Ridesharing zu einem Baustein der ÖVPN-Infrastruktur machen wird. Theoretisch ist es gut, Lücken zu schließen, doch in der Regel führen solche Partnerschaften nach einiger Zeit zu unangenehmen Abhängigkeiten*. Schon jetzt verbieten die Ridesharing-Firmen den Städten, Nutzungsdaten (also Fahrtgastzahlen etc.) zu veröffentlichen – das ist inakzeptabel und Teil des großen Datasharing-Konflikts, der auch in der Airbnb–Regulierung zu erleben ist und auch noch andere Felder erreichen wird, in denen die öffentliche Hand mit Tech-Firmen zusammenarbeiten.
Perspektivisch stehen die Städte jenseits der „Uber-Frage“ vor der Aufgabe, sich mit neuen Mitfahr-Konzepten auseinander zu setzen: Helsinki hat vor kurzem sein Experiment zum Bus-Ridesharing beendet, aber die (von einem finnischen Startup entwickelte) Software lebt in einem Startup weiter, das in Washington On-Demand-Busse anbietet. Schade, dass sich Helsinki nicht die Rechte am Code gesichert und diesen über Open Source mit anderen Städten geteilt hat: Stadtentwicklung durch internationales Code-Sharing wäre die bessere Alternative zum Outsourcing an Tech-Firmen (aber wahrscheinlich nicht die günstigere).
*gar nicht zu reden von Barrierefreiheit und der daran geknüpften Frage, ob man davon ausgehen kann, dass Bürger ein Smartphone haben. Oder vom ÖPNV als Raum, in dem Bewohner und Besucher einer Stadt zusammenkommen.