Die deutschen Expansionspläne von Breitbart werden offenbar zügig umgesetzt, die Vorstellungsgespräche sollen bereits laufen. Wie bei allen Ablegern von US-Medienmarken erwarte ich ein kleines Büro, das vor allem auf Bildschirmarbeit setzt. Es gibt ein Publikum für Alt-Right-Realitäten, Teile davon warten bereits sehnsüchtig, so mein Eindruck.
Die Dismediation wird auch im deutschen Wahlkampf 2017 weiter fortgeschritten sein. Die Lösung für publizistische Portale kann nur lauten, möglichst viele Mitarbeiter weg vom Bildschirm und raus in die deutsche Realität zu schicken, aufzuschreiben, was ist. Normalen Menschen das Wort zu geben, sie erzählen zu lassen, wie es ihnen geht, was sie denken, hoffen, fühlen. Nicht als Elemente für das Sittengemälde eines Journalisten, sondern ein #NoFilter-Bild, das aus Tausenden kleinen Bildern besteht.
Ich bin gespannt, wie deutsche Medien den Wahlkampf 2017 präsentieren werden. Der größte Fehler in der Ableitung aus dem US-Wahlkampf wäre eine Personalisierung oder ein Parteimehrheitsspekulationswettbewerb mit Social-Media-Gewicht. Öffentliches Social Media zeigt nur einen Bruchteil der deutschen Bevölkerung. Zustände, Probleme, Lösungen – Politik und politische Berichterstattung klingt einfach, aber es ist kompliziert. Man kann es wegabstrahieren oder zu stark anekdotisieren.
Es ist kompliziert und 2017 wird eine Prüfung. Wir Medienmenschen können kaum beeinflussen, wen wir überhaupt noch erreichen. Aber wir können einen guten, sauberen Job machen. Dieser Anspruch muss existieren, denn er ist der Kern-Unterschied zwischen der Funktion des Journalismus und seiner Breitbartisierung.
P.S. Ich denke natürlich gerade viel über meine Arbeit in diesem komplexen US-Wahlkampf nach. Mehr darüber, wenn ich in diesem Prozess etwas weiter bin.
Dann wolle mer mal was gelernt haben aus den letzten Tagen und sagen: Willkommen Breitbart. Wir sind gespannt auf fruchtbare und offenene Auseinandersetzung, lang lebe die freie Rede. Verschweigen und Verteufeln lassen wir angeekelt hinter uns, gekämpft wird ab jetzt über der Gürtellinie.
An Glauninger: Freie Rede existiert. Sie garantiert aber keine Widerspruchsfreiheit und das passt vielen nicht, also weinen sie, weil kein starker Führer jeden Widerspruch verbietet, sondern sie selbst sich auseinandersetzen müssen. Das wollen und können sie nicht, sie glauben lieber. Breitbart ist schon lange präsent. Sie haben sich überall dort herumgetrieben, wo die einschlägigen # sind. In der AfD timeline auf twitter sind sie seit mindestens eineinhalb Jahren anwesend, wenn auch nicht offensiv.