Die lesenswerte Alice Greschkow wagt eine eine Gesellschaftsprognose:
Sowohl die wirtschaftliche Liberalisierung, als auch die Flüchtlingsbewegung hat ein Momentum geschaffen, in welchem die Sehnsucht nach sozialer Sicherheit und Suche nach einer gemeinsamen Identität steigen. Ich prognostiziere, dass in einigen Jahren liberale Lebensmodelle lediglich in urbanen Metropolregionen in finanziell sicheren und [sic.] Gruppen gelebt werden, während der Rest des Landes sich kulturell konservativ entwickelt und Verbundenheit durch gemeinsame Werte suchen wird. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob ein Heimatbegriff wirtschaftlich solidarisch und sozial inklusiv gestaltet wird, oder ob er ethnisch exklusiv und radikal kapitalistisch sein wird.
Deutschlands Zukunft: Heimat und Zusammenhalt
Ich habe auf Heimat und der Idee eines „inklusiven Nationalismus“ hier zuletzt auch herum gekaut. Und habe weiter Probleme, mir darauf einen Reim zu machen. Der beschriebene Patriotismus existierte in spielerischer Form ja ungefähr von 2006 bis 2015 und hatte durchaus auch eine Werte-Tangente. Dann wurde er von Teilen des nationalkonservativen bis rechten Lagers als linke Gesellschaftsillusion diffamiert (die Flüchtlingskrise war in diesen Fällen häufiger auch Anlass für die Grundsatzkritik an der Möglichkeit einer „Deutschwerdung“).
Deshalb bleibt mir das mögliche Fundament des inklusiven Nationalismus weiterhin rätselhaft. Wäre das der CDU-Patriotismus der vergangenen Jahre, nur mit allen Reglern auf 11? (womit wohl ungefähr bei der CSU rauskäme) Eine Form von sozialdemokratisch angehauchten Sozialstaatsstolzes, der zivilisatorisch berechtigt wäre, aber nur schwer mit den Sorgen vor der Abstiegsgesellschaft vereinbar ist? Ich suche weiterhin nach Ideen, die nicht in den Chauvinismus führen. Im Zeitalter der westlichen Gefühlskrisen aber ist – in Abwesenheit neuer progressiver Alternativen – genau dies der logische Endpunkt vieler nationalistischer Wege.