Der Philosoph John Gray hatte in der „New York Review of Books“ ja bereits Sloterdijks Werk messerscharf (aber fair) analysiert. Jetzt knöpft er sich Niall Fergusons Geschichte-als-Netzwerk-Geschichte „The Square and the Tower“ (deutsch: „Türme und Plätze“) vor:
“ ‚The Square and the Tower‘ sollte man am besten als Präsentation der Whig-Geschichtsinterpretation für ein Publikum von Hedgefond-Investoren lesen. Aus einer Serie von historischen Schnappschüssen bestehend, dünn überzogen mit großen Ideen, entspricht das Buchformat – 60 Miniaturbild-Kapitel mit eingestreuten Diagrammen – der Powerpoint-Präsentation. Das ist keine historische Analyse, sondern eines jener Wirtschaftsbücher, die wir zum Inventar von Flughafen-Buchhandlungen geworden sind. Zwar besonders gelehrt, gehört ‚The Square and the Tower‘ in das gleiche Genre wie Malcolm Gladwells ‚The Tipping Point‘ und Thomas Friedmans ‚The World Is Flat‘.“
Fairerweise muss ich sagen, dass ein Ferguson-Verriss bei mir auf offene Ohren stößt. Mir kommt seine Geschichtsschreibung wie ein Versuch vor, eine Verklärung des Status Quo aus Perspektive der üblichen Davos-Besucher zu verfassen. Inklusive eines recht unreflektierten Einverständnisses mit den Dominanzstrategien der westlichen Zivilisation und der Evolution der Finanzwirtschaft bis 2008 (fairerweise muss ich auch zugeben, dass „Ascent of Money“ das letzte Buch war, das ich bis zum Ende geschafft habe).
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