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Chinas Scoring und das Versprechen dahinter

Simina Mistreanu mit einem sehr informierten Stück über Social Scoring in China, hier über ein Pilotprojekt in Rongcheng. Alle Bewohner starten mit 1000 Punkten.

„Wenn du ein Knöllchen bekommst, verlierst du fünf Punkte. Wenn dich die Stadt auszeichnet, zum Beispiel für eine Heldentat, ein Vorzeige-Geschäft oder wie du deine Familie unter ungewöhnlich harten Umständen unterstützt: Dein Score steigt um 30 Punkte. Für eine Auszeichnung einer Abteilung kriegst du fünf Punkte. Du kannst auch Punkte bekommen, wenn du für eine wohltätige Organisation spendest oder Freiwilligenarbeit in einem städtischen Programm absolvierst. (…) Je nach Punkten erhalten die Bewohner eine Note von A+++ bis D. Einige Verstöße haben große Folgen: Betrunken Auto zu fahren befördert dich sofort in die Kategorie C. Andererseits bedeutet A+++, dass du die öffentlichen Fahrräder ohne Kaution nutzen kannst (…), im Winter umgerechnet 50 Dollar Erlass auf die Heizrechnung erhältst oder vorteilhafte Konditionen bei Bankkrediten bekommst.“

Life Inside China’s Social Credit Laboratory

Entgegen dessen, was häufiger zu lesen ist, gibt es offenbar keine zentrale Datenbank. Ich bin mir sicher, dass es auch im Westen Anhänger dieses Extrem-Social-Scorings geben wird – bei weitem keine Mehrheit zwar (hoffe ich), aber durchaus Parteien und Bürger, die das wollen: als verschärfte Form des Nudging, im Glauben an die objektive Messbarkeit durch Daten, mit dem offiziellen Anspruch von gesellschaftlicher Fairness/Leistungsobjektivität (durch Konformität) und dem Versprechen von besserer Sicherheit/innerem Frieden. Wir sind zwar keine Anhänger des Konfuzianismus, aber die Maxime „Leistung muss sich lohnen“ ist am Ende doch recht kontextabhängig. Und dieser Kontext wird in den nächsten Jahrzehnten auch und immer stärker chinesisch beeinflusst sein, wenn wir auch gerade selber für die Normalisierung der Idee des Autoritarismus sorgen.

Mehr zu Chinas Strategie, hier im Kontext der neuen Seidenstraße, in diesem Vox.com-Video (angemerkt sei, dass die Realität sich immer als etwas unordentlicher und unberechenbarer als die Strategie herausstellt):

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