Dani Rodrik hat ein neues Werk zur Globalisierung vorgelegt und der Politikwissenschaftler Krzysztof Pelc nutzt die Gelegenheit, seine Buchrezension zu einer erfrischend ehrlichen (und klugen) Analyse des Freihandels zu machen.
Zur Erinnerung: Rodrik ist für das Trilemma bekannt, dass man aus (1) Demokratischer Repräsentation (2) Nationaler Souveränität und (3) Internationaler wirtschaftlicher Integration nur zwei Elemente wählen kann, das dritte aber über Bord fallen muss.
Doch wofür eigentlich Freihandelsabkommen? Pelc schreibt:
„Das Problem beginnt damit, wie Politiker ihren Wählern Handelsabkommen verkaufen. Frag einen Politiker, warum Kanada jüngst dem transpazifische Freihandelsabkommen (TPP) beigetreten ist und du wirst wahrscheinlich gut eingeübtes Geplapper über neue Arbeitsplätze in Kanada und neue Märkte für unsere Exporteure hören. Hier ist die unangenehme Wahrheit: Nichts davon hat viel damit zu tun, was Wissenschaftler in der Handelsforschung als eigentliche Ziele solcher Vereinbarungen bestimmen würden. (…) In Handelsabkommen geht es darum, schlechte Eigenschaften abzulegen. Und die schlechteste Eigenschaft demokratischer Führungspersonen ist es, den Forderungen mächtiger Lobbygruppen nachzukommen, die ihnen beim Machterhalt helfen – sogar, wenn es auf Kosten des übrigen Landes geht.“
Am Beispiel Kanada:
„In Kanada kann niemand ohne das Versprechen gewählt werden, die Milchindustrie vor ausländischer Konkurrenz zu schützen, auch wenn Kanadier jedes Jahr 200 Dollar mehr für Milchprodukte ausgeben als sie normalerweise würden – eine Bürde, die vor allem Kanadier mit geringem Einkommen trifft. Die einzige Möglichkeit, diese nationale Politik zu verändern, ist über Bande: ein internationaler Vertrag. Was Politiker also als Preis internationaler Vereinbarungen sehen – die Zugeständnisse an ausländische Exporteure – ist für akademische Beobachter genau der Punkt. (…) Aus der Perspektive der Wissenschaft geht es in Handelsabkommen um Konsum: niedrigere Preise und größere Auswahl. Aber auf politischer Bühne funktioniert dieses Argument nicht besonders gut, weil Konsum keine politische Angelegenheit ist.“
Nun ist natürlich einheimische Interessengruppe nicht einheimische Interessengruppe. Aber wir kommen in Debatten über Freihandel eben nicht voran, wenn wir uns in den falschen Kategorien darüber unterhalten. Der Artikel ist in Gänze fabelhaft, weil er eine Menge Feinheiten (z.B. Handelsbeschränkungen, die nicht so heißen, vgl. Länder-Kennzeichnung etc.) thematisiert, ohne auf der einen oder anderen Seite der ideologischeren Haltungen zu landen.
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