The Problem of Hyper-Liberalism
John Gray interpretiert John Stuart Mill nicht als Erster als Religionsstifter, aber aktualisiert die Debatte. Konkret geht es um die Definition von Freiheit, die wir heute überall finden:
„Hier bezieht sich Freiheit nicht mehr nur, oder sogar vorwiegend, auf den Schutz vor Nötigung durch Gesetze oder andere Menschen – ein System der Duldung – sondern auf einen radikalen Typus persönlicher Autonomie: die Möglichkeit, eine Identität und einen eigenen Lebensstil zu erschaffen, ohne sich um öffentliche Meinung oder äußere Autoritäten kümmern zu müssen. In Zukunft würde nur eine einzige Form zu leben toleriert – eine, die auf individueller Auswahl beruht.“
Daraus schließt er, auf die Gegenwart bezogen:
„Wenn menschliche Werte nichts anderes als soziale Konstrukte sind, wie kann dann eine unterdrückende Gesellschaft von einer solchen unterschieden werden, die nicht unterdrückt? Oder unterdrücken alle Gesellschaften ein ungebundenes menschliches Subjekt, das erst noch das Licht der Welt erblicken muss?“
Gray verzichtet leider nicht auf das übliche Uni-Gebashe (ein Thema, bei dem Konservative kaum noch differenzieren müssen, weil es ein Meme geworden ist) und überzeichnet an einigen Stellen, um sich der Komplexität zu entziehen. Der Aufsatz ist aber (vielleicht genau wegen solcher Widersprüche) auf der lesenswerten Seite konservativer Kritik an der progressiven Vorstellung, was gesellschaftlicher Fortschritt bedeutet.
Siehe auch:
Identitätsmythen und das Vakuum unseres Fortschrittsbegriffs
Westen ohne Gott
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