Austin ist bekannt für seine Creeks – dichte Waldschluchten, die sich um kleine Bäche und Flussbette gruppieren. Wir wohnen an einem solchen Creek, eine für Europäer ungewohnte Nachbarschaft.
Im Baum nebenan wohnt inzwischen ein Waschbär (siehe Foto). Davor lebte dort eine Eichhörnchenfamilie, ich ahne, dass er etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat. In der Dämmerung sucht ein Amardillo die Böschung ab und gräbt Löcher in den Boden, sobald er dort Insekten gewittert hat. Bei Regen watschelt manchmal nachts ein Opossum am Wohnzimmer vorbei. Lässt man es in Ruhe, kümmert es sich um die Kakerlaken und Moskitos, die sonst in sicherem Abstand auf einen offenen Türspalt warten.
Im Morgengrauen streift eine verwilderte Perserkatze umher und will Futter schnorren. Die Katze hat nur ein Auge und zeigt deshalb kein Interesse an den knallroten Vögeln, die um sie herum schwirren und abgelegte Teile ihres Katzenpelzes stibitzen, um damit ihre Nester zu verstärken. Die Katze und das Opossum verstehen sich übrigens ganz gut.
Beide müssen wiederum die Coyoten fürchten, die manchmal nachts auf dem Weg durch das weit verzweigte Creek-System die Schlucht durchstreifen. Wir haben noch keine bemerkt, es hatte sich nur einmal ein Fuchs vor unser Fenster verirrt. Doch wer weiß, was dort unten noch alles wohnt… Manchmal höre ich nachts einen neuen, fremden Tierschrei aus der Dunkelheit des Waldes. Für einen Moment zerreißt der Sound der Wildnis das leise Rauschen der Stadtautobahn und ich bin hellwach.
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