Learning to talk to each other like human beings
Der Blick in die Diskussionen auf Social Media zum Thema du jour macht mich oft ziemlich hoffnungslos. Rituale von Rechthaberei, rhetorischer Höchstdramatisierung und ritualisiertem Tugend-Signal gegenüber dem eigenen Stamm sind inzwischen selbst bei sonst klugen und differenzierten Menschen der gängige Modus. Selbst in banalen Angelegenheiten wird jede entdeckte Flatulenz als Beweis für die Existenz eines gigantischen Misthaufens herangezogen. Fragen werden fast ausschließlich rhetorisch gestellt. Irgendwie ziemlich unsympathisch, das alles. Und leicht schwachsinnig.
Jaja, es gibt natürlich auch andere Seiten und von Social Media genervt zu sein, ähnelt der Klage über das schlechte Wetter. Und ich stelle auch fest, dass ein Teil der Genervtheit vom Wiedererkennen meines eigenen Klugscheißer-Drangs stammt. Aber irgendwie wird dort ja auch ein Teil unserer Medienrealität hergestellt. Irgendetwas bildet es ab. Bei den oben verlinkten Worten von Adam Kotsko habe ich mich deshalb abgeholt gefühlt:
„Jeden Morgen wenn ich die Nachrichten lese und die leeren Riffs und Witze darüber, wächst in mir die Überzeugung, dass wir alle lernen müssen, miteinander wie menschliche Wesen zu reden. Ich werde nicht behaupten, dass das die revolutionärste Sache ist oder die wichtigste – aber sie ist notwendig, wenn wir unser Schicksal nicht der lautesten und brutalsten Person auf ‚unserer Seite‘ anvertrauen wollen. Vielleicht wird es funktionieren, wahrscheinlich nicht, und wenn es nicht funktioniert, werden wir keine Möglichkeit haben herauszufinden, was falsch gelaufen ist und was wir verändern können.“