Was die Statistik sagt
Manipulierte Statistiken
Einige deutsche Debatten kommen bei mir mit Zeitverzögerung an und ich habe nicht mehr den Drang, zu allem meine spontane Meinung zu twittern. Zum Thema Kriminalitätsstatistik in Deutschland (vgl. Trump-Tweet etc.) und den steigenden Zahlen rund um Sexualdelikte kann ich insofern etwas beitragen, als jemand aus meinem Bekanntenkreis beruflich in diesem Bereich arbeitet und mir das alles vor einiger Zeit erklärt hat.
Tatsächlich ist es so, dass im Alltag männliche Tatverdächtige „nichtdeutscher Herkunft“ einen großen Teil der Fälle ausmachen, das Problem ist kein herbeigeredetes. Zugleich hat sich – wie in den verlinkten Stücken oben auch beschrieben – auch das Sexualstrafrecht geändert, zum Beispiel der neue Straftatbestand „sexuelle Belästigung“.
Der Gesetzgeber hat den Staatsanwälten und Ermittlern damit keinen Gefallen getan; die Fallbelastung ist hoch und die Tiefe der Bearbeitung leidet, was sich leider auch auf die Verfolgung schwererer Sexualdelikte auswirken kann. Ein weiterer Punkt, der mir genannt wurde: Frauen erstatten bei sexueller Belästigung im Alltag schneller Anzeige, zum Beispiel bei unerwünschten Berührungen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Es wäre interessant herauszufinden, ob das auch mit dem gewachsenen Bewusstsein rund um #MeToo zusammenhängt.
Diese Anzeigen sind durch den Straftatbestand ihr Recht und niemand kann verlangen, so etwas mit einer Konfrontation des/der Typen oder einer Ohrfeige abzugelten (zumal ich gar nicht weiß, ob es hier irgendwelche verbreiteten Shaming-in-Public-Strategien gibt). Aus Sicht der Strafverfolgungsbehörden aber sind wiederum nachträgliche Ermittlungen oft mit größerem Aufwand (Videosichtungen etc.) verbunden, haben aber nicht unbedingt hohe Erfolgsaussichten. Auch wenn das Opfer immerhin den Tatbestand zur Anzeige bringen kann, wird der Gerechtigkeit in diesen Fällen dann eben nicht genüge getan.
Interessant wird deshalb nicht nur die Entwicklung der Fallzahlen im kommenden Jahrzehnt, sondern auch, ob wir dann Ursache und Wirkung in den richtigen Zusammenhang bringen können (was wiederum auch von den erhobenen und zugänglichen Daten für die Polizeiliche Kriminalstatistik abhängen wird).