Can Economists and Humanists ever be friends?
„Die Wirtschaftswissenschaften, so Morson und Schapiro [Autoren von „Cents and Sensibility“], haben drei systematische Fehler: Sie ignorieren die Rolle der Kultur, sie ignorieren die Tatsache, dass man ‚um Menschen zu verstehen, Geschichten über sie erzählen muss‘ und sie berühren ständig ethische Fragen, die über ihrem geistigen Horizont liegen. Kultur, Geschichten und ethische Grundsätze sind Dinge, die nicht auf Gleichungen reduziert werden können, und entsprechend haben die Wirtschaftswissenschaften mit ihnen Probleme.“
John Lanchesters Essay bringt zwei unterschiedliche Debatten zusammen: Die Frage nach der Reformierbarkeit der Wirtschaftswissenschaften, die nach der Finanzkrise aufkam, inzwischen aber wieder in den Hintergrund getreten ist. Und auf der anderen Seite die Diskussion, ob Geistes- und Sozialwissenschaften ein wichtiges Korrektiv sein können, da unser betriebswissenschaftlich & verhaltensökonomisch ausgerichtetes System in der vernetzten Welt heftige Nebenwirkungen zeigt bzw. auf Ressourcenausbeutung zurückgreift, die wir uns nicht mehr leisten können.
Seine Antwort lautet ja, doch das Fazit ist: es wird nicht so kommen. Er greift dabei auf Isaiah Berlins Allegorie von Igel und Fuchs zurück – der Igel als Spezialist, der über eine einzige Sache besser Bescheid weiß als alle anderen (Wirtschaftswissenschaften); der Fuchs als Querschnittskönner, der über viele Sachen ordentlich Bescheid weiß und sie verknüpfen kann (Geistes- und Sozialwissenschaften).
Der Igel, so Lanchester, hat kein Interesse, etwas vom Fuchs zu lernen. Womit er in meinen Augen nicht nur die Veränderungen im Bildungswesen über die Wiwis hinaus beschreibt, sondern eine tiefere Wahrheit über unsere zivilisatorischen Schwierigkeiten bei der Lösung komplexer Probleme skizziert.