Frank Wynne: Found In Translation
Ich war die vergangenen zweieinhalb Wochen unterwegs, eine Reise der erfreulichen Art. Auf der Suche nach Lesestoff der erfreulichen Art (und eine Ausrede, Nabokovs sperriges „Fahles Feuer“ auf unbestimmte Zeit zur Seite zu legen) bin ich auf eine Rezension zu Frank Wynnes Kurzgeschichten-Anthologie gestoßen. Wynne hat verschiedene Werke aus dem Französischen ins Englische übersetzt, darunter Houellebecqs Romane.
Nun hat Wynne eine Art Kanon von 100 ins Englische übertragenen Kurzgeschichten zusammengestellt, eine Anthologie, die über den üblichen Westzentrismus hinaus geht. Ich habe willkürlich Geschichten aufgeschlagen und so mir unbekannte Autoren/Autorinnen wie Nescio (Niederlande), Nina Berberova (Russland), Lu Xun (Kina) oder Horacio Quiroga (Uruguay) kennengelernt. Es ist schon erstaunlich, wie viel Neues sich durch die fortgesetzte Globalisierung (und beginnende Feminisierung) der Literaturwahrnehmung erschließt. Wenn ich da an Reich-Ranickis biederen Kanon denke…
Zugleich hat „Found In Translation“, obwohl vergangenen Sommer erschienen, noch keine einzige Amazon- oder Goodreads-Bewertung. Was ich nicht kulturpessimistisch interpretieren möchte, mich aber angesichts einer so überzeugenden Anthologie nachdenklich stimmt.