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Warum so ängstlich?

Our Age of Anxiety
Gavin Jacobson über Frank Furedis „How Fear Works: Culture of fear in the 21st century“.

„Furedi diagnostiziert die Ursprünge dieser Angst Furedi und setzt sie in historischen Kontext. Dabei zeigt er, dass in der klassischen Welt und bis zur Zwischenkriegszeit Angst als eine moralische Frage betrachtet wurde, die auf Vorstellungen von Gut und Böse beruhte und der in dieser Logik Tugenden wie Courage entgegenwirkten. Die intellektuelle Dominanz der Psychologie seit den 1920ern hat nicht nur zur ‚De-Moralisierung der Angst‘ geführt, sondern auch ‚dabei geholfen, ein Narrativ zu konstruieren, das Angst als unkontrollierbare, autonome und lähmende Kraft darstellte‘.“

Aus der Frage, wie düster es denn wirklich ist/werden könnte, leitet sich auch die Handlungsfähigkeit ab. Oder auch nur das Gefühl, handlungsfähig oder -unfähig zu sein.

Die Idee der Aufklärung war, dass der Mensch sich der Unsicherheit stellen kann und dafür, so die modernere Ableitung daraus, keinen Gott und dessen Hilfe benötigt. Aber das Angst-Meme, ob vor Klimawandel oder Einwanderung, signalisiert eine Regression: eine Überzeugung, nichts tun zu können. Und doch entsteht aus dieser Angst nicht unbedingt Lähmung, sondern eine Re-Kollektivierung. Die politische Rechte ist dabei erfolgreicher als die Progressiven.

Das alles ist sehr widersprüchlich. In meinem Newsletter (ich freue mich über weitere Abonnenten!) hatte ich ja neulich die Frage gestellt, ob Politik unsere neue Religion ist. Aber was für eine Religion wäre das? Eine von Angst getriebene, die eine Apokalypse kennt (progressiv: Klimawandel; konservativ: Kontrollverlust), deren Gott sich aber nur in der Abwendung dieser Apokalypse zu erkennen gibt, weil wir nicht mehr an das Paradies glauben können? Tatsächlich ist ja in seiner herkömmlich-düsteren Auslegung auch im Christentum die Furcht vor der Hölle dominanter als die Vorstellung, einmal nach dem Tod in den Himmel zu kommen.

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