Kurz notiert zum #MuellerReport, weil ich keine Lust auf Twitter habe: Erst einmal will ich den vollständigen Bericht abwarten (Stichwort Behinderung der Justiz), aber zum Thema Zusammenarbeit mit Russland („Collusion“) gibt es schon etwas zu sagen. Dass viele Progressive derart enttäuscht und einige überrascht sind, liegt daran, dass hier seit mehr als zwei Jahren täglich ein Wunschnarrativ bedient wird (ich hatte 2017 mal darüber geschrieben, meine Skepsis betraf allerdings auch das Ausmaß der Wahlbeeinflussung, das zum Thema „hinterher…“).
Das Narrativ: Die USA können jemanden wie Trump nicht gewählt haben, das muss er mit Hilfe von außen (Putin) geschafft haben. Bedient wird es teilweise von MSNBC etc., aber auch von Schuppen wie @emptywheel. Jede Wendung: Ein Indiz, das auf Moskau deutet.
Das folgt der „Superbösewicht(e)“-Logik, so wie der Mueller-Superhelden-Hype eine Spielart der „Great-Man“-Theorie ist. Ausgerechnet in dem Lager verbreitet, das historisch den Behörden wie FBI und CIA immer kritisch gegenüberstand.
Und es wird nicht aufhören.
How William Barr Did Old Man Back-Flips to Avoid Arresting Donald Trumphttps://t.co/QQNzCyGCe7
— emptywheel (@emptywheel) 24. März 2019
If the Mueller report has proof that Russia meddled in our election to elect Trump for their own benefit without Trump’s help or knowledge, that would still prove Trump is an illegitimate President, right?
— ❷⓿❷⓿ (@ElleYork2) 24. März 2019
Progressive sind eben nicht rationaler als Konservative, es muss nur genügend auf dem Spiel stehen. Masha Gessen hat einmal darauf hingewiesen, dass Verschwörungsdenken immer eine Falle ist, weil es den Blick von den offensichtlichen und relevanten Dingen ablenkt. Von Trumps Politik zum Beispiel.
Siehe auch:
Russland-Notizen zur US-Wahl (November 2016)
American Hustle (November 2016)
Trump vs. die Medien: Und der Sieger ist…
Cocktails und Chauvinismus