Kurzlektüren der vergangenen Tage, die gut verbrachte Zeit waren.
You can handle the post-truth: a pocket guide to the surreal internet Teils Konferenzbericht, teils anthropologischer Blick auf die Entwicklung unserer Zivilisationen im Digitalkontext. Wer in den nächsten Wochen nur einen einzigen Text über das Internet lesen möchte: Hier ist er.
One Day, This Will All Be Embarrassing Gabriel Snyder denkt am Beispiel Sharenting (Eltern, die Verwandten und Bekannten dauernd Fotos ihrer Kinder schicken) über das „wilde kulturelle Experiment der vergangenen 20 Jahre“ nach. Und kommt zu dem Schluss: Alles ändert sich, weshalb sich eine Menge Sorgen von selbst relativieren.
Iran’s Green Uprising 10 Years Later: A Humanizing Legacy Nicht nur im Kontext der gegenwärtigen Krise lesenswert. Kluger Aspekt: Durch die „grüne Revolution“ nahm die amerikanische Öffentlichkeit die iranische Bevölkerung erstmals differenziert wahr. Was zum Beispiel in Afghanistan oder Jemen mit seinen Klischees staubiger Städte und Menschen nie der Fall war, weshalb die dortigen Drohnenopfer zum Beispiel völlig abstrakt wahrgenommen werden.
Delrahim’s Speech on Tech and Antitrust ($) Ben Thompson über Anzeichen der neuen Tech-Kartellprüfungen durch das US-Justizministerium. Drei erklärte Schwerpunkte: Koordiniertes Verhalten, heimliche Zusammenarbeit und Exklusiv-Vereinbarungen. Letztere könnten die Achillesferse sein, gerade für Google.
The Big Mood Machine Liz Pelly über Spotify und den Verkauf unserer Stimmungen an Werbetreibende.
Friends of the Pod Über Podcasts. „They aren’t pieces of media so much as second jobs or second lives — a way to pursue our hobbies when we have no time to spare, to have smart people talk at us when we have no time to think, to have new books summarized when we have no time to read.“
Bitte, bitte mehr Verbote Gemischter Eindruck, aber Beitrag zur Debatte. Das Problem, das Mely Kiyak beschreibt, existiert. Aber der Gedankengang „Es existiert kein Verbot, also brauchen wir ein Verbot, dann ist die Sache gelöst“ ist dann doch ziemlich unterkomplex, genau wie ich keine Meinungsartikel mehr ertrage, an deren Ende das Fazit „Der Staat müsste doch irgendetwas tun“ steht. Wir haben es mit komplexen Systemen zu tun. Das ist keine Ausrede fürs Nichthandeln, sondern das Plädoyer für Systemdenken.
Fit to Print Ausführlicher Vergleich von Mythos und Realität der amerikanischen Presse und ihrer mal mehr, häufig weniger regierungskritischen Haltung. Neuer Aspekt: Die Kritik, den „Bürger als Konsumenten“-Wandel der Reagan-Ära in der publizistischen Strategie mitgemacht und damit unterstützt zu haben. Würde mir solch differenzierte Auseinandersetzungen auch für Deutschland wünschen.
Arnaud Dubus – death of a foreign correspondent Wie es ist, als Auslandsreporter den Niedergang der Branche & der guten Sitten zu erleben und daran zu zerbrechen. Erschütternd.
The Mind-Body Solution Rezension von Neal Stephensons neuem Roman „Fall“, die neugierig macht. „Eine der Ideen, die Stephenson zu vertreten scheint, ist dass der menschliche Verstand fundamental durch unsere physischen Körper geformt wurde. Deshalb werden wir, selbst wenn wir von diesen Körpern befreit werden, uns und unsere Existenz weiterhin im gleichen Rahmen verstehen – die gleichen wesentlichen Geschichten von Erschaffung, Niedergang, sich ähnelnde Erzählungen von Göttern, Göttinnen und Helden.“
Dead Precedents by Roy Christopher review: how hip-hop and cyberpunk hijacked culture Hip-Hop als schwarzer Cyberpunk.
Why Books Don’t Work Andy Matuschak überlegt, ob das Konzept Buch für die Vermittlung von Wissen wirklich noch taugt und in welche Richtung die Entwicklung gehen könnte.