Gelesenes, Gehörtes und Notiertes aus den vergangenen Tagen.
Links
Wer darf wissen, wie krank ich bin? Bundestag verabschiedet Digitale-Versorgung-Gesetz Digitale-Versorgung-Gesetz: Deutsche Angst vor Datenmissbrauch
Ich hatte in den vergangenen Tagen viel mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz zu tun (siehe Link 2). Zeit Online hatte die beste Online-Berichterstattung, für einen Überblick sei auf Link 1 verwiesen. Ich stehe dem Ganzen zwiegespalten gegenüber: Einerseits erscheint es mir aberwitzig, die Daten von 73 Millionen Versicherten dem GkV-Spitzenverband anzuvertrauen. Vielleicht unterschätze ich deren IT, aber das schien mir doch ein Unfall mit Ansage zu sein.
Deshalb ist es gut, dass sie nach der jüngsten Änderung nicht die Klardaten bekommen, sondern pseudonymisierte Datensätze. Andererseits lässt sich jetzt halt die Verknüpfung mit anderen Krankheitsdatenbanken nicht mehr durchführen. Was aus Datenschutz-Sicht gut ist, aber aus der Perspektive der Forschung via Datenanalyse eher nicht. Und bin ich persönlich wieder bei den Grundsatzzweifeln, welchen Institutionen ich überhaupt zutraue, ausreichendes und ausreichend qualifiziertes Fachpersonal für die sichere Umsetzung solcher Großprojekte zu haben.
Weil Erwin Böttinger (Link 3) sich fragt, warum Länder wie Estland, Finnland oder Dänemark da anders ticken: Ich glaube, es ist neben kulturellen Faktoren schlicht die Größe der Datenbank.
Was es heißt in einer durchkartographierten Welt, ein Erforscher sei zu wollen: Alex Hutchinson reflektiert auch den kolonialen Kontext der Idee, „unbewohnte Flecken Erde“ zu finden (die ja tatsächlich oft bewohnt waren), ohne dass das dem Text ein zu starkes Sendungsbewusstsein gibt. Wildnis ist kein Ort, sondern eine Idee heißt es an irgendeiner Stelle. Für mich persönlich ist das etwas, was mir seit der Rückkehr aus Nordamerika sehr abgeht: Die Idee spielt das im dicht besiedelten Deutschland überhaupt keine Rolle und es scheint mir dadurch auch ein Charakterzug zu fehlen, den ich sehr schätzen gelernt habe.
Unter Zombies (€)
Mit Klaus Lederer in Japan unterwegs zu sein, ist natürlich dankbar. In Tokyo kennt dich halt auch als Berliner Kultursenator niemand, und dieses Motiv „An einem Ort groß, am anderen Ort ein Niemand“ unterhält mich vor allem dann, wenn nicht der typische Ätz-Ton angeschlagen wird, sondern ehrlich beobachtet (mein Eindruck ist, dass nur wir Journalisten überall von unserer Wichtigkeit überzeugt sind, vielleicht, weil niemand solche Lederer-Stücke über uns schreibt, aber das nur am Rande). Die Pointe ist vielleicht, das Lederer ein wandelbar Typ ist, aber nicht, weil er sich besonders für seine Umgebung interessiert oder sich ihr anpasst. Was vielleicht kein Kompliment für einen Politiker ist.
Dinge
Was sind „Dinge“? Die Idee dieses „Formats“ ist es, wieder mehr in meinem Blog zu tun, statt Twitter zu nutzen. Vielleicht kommt demnächst auch eine Möglichkeit drunter, die „Links & Dinge“ auch per E-Mail zu kriegen. Oder ich verblogge wieder alles einzeln (dann wäre aber die E-Mail-Verbreitung nicht mehr möglich). Falls jemand bis hierher liest: Anmerkungen gerne in den Kommentaren.
Irgendwie vermisse ich das geschriebene Nachdenken, wissend, dass natürlich hier Aufwand in keiner Relation zum Ertrag stehen, im Sinne von Interesse. Aber so war das Bloggen ja schon immer oder zumindest meistens. Twitter ist gerade für mich ein schlechter Ort für Gedanken, ebenso wie die Nutzung mit immer weniger Erkenntnisgewinn verbunden ist. Beziehungsweise der Preis des Erkenntnisgewinns inzwischen aus zu viel schlechter Laune/Energie besteht. Dinge also können theoretisch alles sein, Meta-Sachen wie hier oder Gedanken zu irgendwas. Mehr demnächst, vielleicht, wenn die Zeit es erlaubt. (P.S. David Strohmaier hat ganz gute Prinzipien für sein Blog aufgestellt, unter anderem: Embrace the Idiosyncratic)
Was die Skepsis bei den Gesundheitsdaten angeht: Völlig berechtigt. Aber vermutlich auch genauso aussichtslos. Auch und gerade, weil es ja berechtigte Hoffnungen gibt, aus den Daten signifikante Verbesserungen des Gesundheitssystems zu ziehen. Eine wirklich schräge Situation, insbesondere, wo ja gerade die ersten DSGVO-Straf-Urteile gefällt werden.
Das Wildniss Ding, ist dann besonders lustig, wenn man sich hier zu Lande Diskussionen über Natur anschaut. Was da gerne als „Natur“ berachtet wird, ist ja in 99% Kulturlandschaft und eigentlich wir der Begriff v.a. als Synonym für „nicht städtisch“ verwendet, hihi. Sehr schön zu sehen an den laufenden Diskursen über die deutschen Wälder.
Und zu „Dinge“: Eine gute und schöne Idee! Mehr Mut zum kleinen Gedanken-Schnipsel!
Mentions