Narrative Collapse: An Addendum
L.M. Sacasas:
„Beachte, wie oft Propaganda im digitalen Zeitalter de facto einer Manipulation von Datenbanken-Dynamiken entspricht. Flooding the zone [das Ablenken von schlechten Schlagzeilen durch eigene, oft krasse Verlautbarungen zu einem anderen Thema] kann zum Beispiel als das Besäen der Datenbank beschrieben werden, um gegenläufige und verwirrende Narrative anzuregen. Oder nehmen wir Fälle, in denen die Datenbank befüllt wird, um ätzende Narrative in der Zukunft entstehen zu lassen. Zudem verlieren digital vermittele Narrative in der Regel ihren (geographisch) regionalen Charakter, da narrative Schwärme sich mit größerer Wahrscheinlichkeit online als offline treffen. Ich habe das Wort Schwarm gewählt, um die flüssige und dynamische Weise zu verdeutlichen, mit der sich Narrative online bilden und umformen.
(…)
Es ist gut möglich und wohl recht wahrscheinlich, dass wir auf unser öffentliches Verhalten bezogen zynischer oder sogar nihilistischer werden; eine Datenbank-Bearbeitungstechnik entwickelnd, der die Wahrheit gleichgültig ist und deren einziges Ziel ist, die rhetorischen Möglichkeiten der Datenbank auszuschöpfen, für die eigene Macht oder die Macht der eigenen Gruppe. Und die Gruppe wird von überragender Bedeutung. Wie Zenyep Tufekci bereits 2018 zu Social Media und Informationsverteilung feststellte: ‚Zugehörigkeit ist stärker als Fakten.'“
L.M. Sacasas neigt zu recht komplexen Bildern. Der Datenbank-Aspekt ist jedoch relevant: Denn es geht eben nicht um Sprache, sondern es geht um Sprache, in Datenbanken gespeichert, verbreitet oder auch isoliert. Also eigentlich das, was wir unter „Meme“ verstehen: eine Kommunikationseinheit, deren Zweck die Verteilbarkeit ist.
Was L.M.S. im zweiten Absatz beschreibt, entspricht eigentlich bereits der Realität. Ich weiß nur nicht, ob es Zynismus oder die Effekte der Gamification sind. Und ob es für die meisten Menschen statt Macht nicht doch darum geht, die eigene Schulzeit im neuen Kontext neu zu erleben – beliebt und gefeiert als jemand, der/die man sein wollte. Eine taschenpsychologische Erklärung, ich gebe es zu, aber eine reizvolle.