Gelesenes und Gehörtes aus den vergangenen Tagen (und erster Blogpost mit dem Gutenberg-Editor, dem ich mich lange verweigert hatte).
BBC Sounds: Rethink Die BBC lässt eine Reihe von Denkern und Denkerinnen in Audio-Essays über die Zukunft nach der unmittelbaren Corona-Krise nachdenken. Von David Graeber bis Mirabelle Morah, von Brian Eno bis zum Dalai Lama.
The ultimate geopolitical game — distributing a coronavirus vaccine Politico über die Hintergrund-Rochaden, Bündnisse und Appelle rund um die Frage: Bekommen wirklich alle Länder gerechten Zugriff auf einen Corona-Impfstoff? Und wenn ja, wie verteilen die Länder dann intern die Impfmittel? Kurz: Eine hintergründige Vorschau auf das Mega-Thema, das auf uns zukommt.
Our remote work future is going to suck Ich hatte vor einiger Zeit etwas zu den offenen Fragen des neuen Home-Office-Zeitalters gebloggt. Das hier ist sozusagen die professionelle Untersuchung des Themas, dem sich Sean Blanda angenommen hat. Es ist ein düsteres Szenario, das er entwickelt: Outsourcing in das Private, das wiederum Menschen zu einer Metrik reduziert und damit diese outsourcebar macht. Dazu Probleme für junge Berufsanfänger und Minimierung der Softskills.
Yuang Peng, Coronavirus Pandemic Yuang Peng ist Präsident des China Institutes of Contemporary Relations und gehört offenbar zu dem sehr kleinen Personenkreis, der Zugang zu den Gedanken der KP hat, gleichzeitig aber darüber reden darf. In seinem Essay vergleicht er die Corona-Krise mit dem Zweiten Weltkrieg und skizziert zwei Clubs: Einen chinesischen und einen amerikanischen, der den chinesischen einhegen will. Zugleich ist, anders als im kalten Krieg, kein Decoupling möglich (weshalb ja einige Forscher eher Vergleiche zum Split der Kommunismus-Mächte China-UdSSR Ende der Fünfziger ziehen).
Trump Can’t Just Refuse to Leave Office Beruhigendes, realistisches Szenario für die Amtsübergabe, falls Biden gewinnen sollte. Die kritische Phase wird meiner Einschätzung nach der Zeitraum zwischen Wahlabend und Auszählung der verbliebenen Staaten (das wird ja absehbar länger dauern, mit Nachzählung reden wir bei einzelnen engen Ergebnissen von Wochen bis zur Beglaubigung, bei der womglich wieder einmal der Supreme Court mitreden könnte).
Trump’s Biggest Problem Isn’t Wealthy Suburbanites. It’s the White Working Class. Tim Urban (dessen Buch zur GOP ich hoffentlich noch diesen Sommer lesen werde) zu Besuch in Scranton, Pennsylvania. Dort wurde Joe Biden geboren, was aber keine Rolle spielt. Vielmehr zeigt er ganz gut die Widersprüche auf, die Wähler dort in sich vereinigen: Strukturkonservativ, von der Politik frustriert, grundsätzlich und speziell von Trump. Ein guter Einblick, auch wenn ich solche Stichproben-Reportagen immer allzu subjektiv finde.
How London’s Silicon Roundabout dream turned into a nightmare Jenseits der etwas reißerischen Überschrift ein differenzierter Longread über den Versuch, ein Tech-Cluster in London zu etablieren. Es geht um Stadtentwicklung, Marketing, die Sehnsucht nach Digitalstandort-Politik und um die Frage, was eigentlich Erfolg bei solchen Projekten bedeutet.
In praise of negativity Durch Forschung untermauerte These: Wir kommen der Wahrheit näher, wenn wir herauszufinden versuchen, warum andere falsch liegen – nicht dann, wenn wir uns überlegen, warum wir richtig liegen.
Übernahme von rechts Dass Rechtsextreme Immobilien auf dem Land übernehmen, ist ein altes Thema. Aber immer aktuell. Wahrscheinlich neben der Rolle von Kampfsport-Szene und -Veranstaltungen eines der Felder, auf das man verstärkt einen Blick werfen muss. Denn Geld ist da.
‘Challenge Accepted’: Why Women Are Posting Black-and-White Selfies Kritische Antwort auf die Frage, ob Instagram-Symbolik echte Solidarität ist und was es an den Verhältnissen ändert.
Bonus: Seltsame Fakten, diese Woche gelernt.
Solar und Opium: In Afghanistan gibt es inzwischen Jahr für Jahr Rekorde bei der Produktion von Opium. Ein Grund: Die Bauern greifen inzwischen vor allem auf Solarenergie zurück und machen sich vom Diesel unabhängig.
Malls und Mieter verschmelzen: In den USA kaufen gerade die großen Einkaufszentren-Konzerne wiederum jene Geschäftsketten auf, die pleite gegangen sind, sich aber bei ihnen im großen Stil eingemietet hatten. Ein Grund: Die Mall-Branche sitzt inzwischen offenbar auf einem großen Haufen Geld (was mich überrascht hat). Ein zweiter Grund: Die Mietverträge mit anderen Läden sind oft so, dass bei einer bestimmten Mangel-Auslastung Mietrabatte zu gewähren sind. Die spart man sich, indem man einfach die Auszugskandidaten aufkauft. Weiß nicht, ob das clever ist, auf jeden Fall völlig absurd (und ein weiteres Beispiel für vertikale Integration).