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Das Corona-Virus und die Aids-Krise

Mitte der Neunziger fand die Medizin ein Medikamentenkombination, die das Aids-Virus im Körper eindämmte. Das machte die HIV-Infektion zu einer Krankheit, die zwar chronisch, aber nicht mehr tödlich war.

Für die Industrieländer fühlte es sich in den Jahren danach so an, als wäre die Pandemie vorbei. Ein Blick in die Statistiken aber zeigt: Die meisten Menschen starben nach 1995 an Aids. Nur eben weit weg, auf dem afrikanischen Kontinent. Erst in den späten Nullerjahren wurde der Zugang zu Medikamenten auch für den globalen Süden bezahlbar.

Zeynep Tufekci ist überzeugt davon, dass sich die Geschichte gerade wiederholt: Denn die Idee, den „Rest der Welt“ langsam, aber stetig zu impfen, trifft auf ein Virus, das unter großem Mutationsdruck steht und deshalb immer ansteckender wird.

Natürlich lässt sich die Evolution eines Virus nicht voraussehen: Aber die höhere Ansteckung durch die Variante B 1.1.7 (zuerst in UK festgestellt), kann als natürliche Selektion des Virus aufgrund die Maskenpflicht verstanden werden (kürzere „Ansteckungsmomente“, also müssen die Viren ansteckender werden). Die zunächst in Südafrika festgestellte Variante dagegen konnte potenziell schwachen Konzentrationen von Antikörpern ausweichen, so wie ich das verstanden habe. Also ein weiterer Schritt natürlich Selektion. Die Variante, die nun in Indien festgestellt wurde, erhöht nun wiederum erneut den Ansteckungsgrad.

Für Länder mit hoher Impfquote ist das verkraftbar: Bislang zeigen die Impfstoffe auch Reaktionen gegen die Varianten. Aber in den meisten Ländern verlaufen die Impfungen langsamer, entsprechend gefährlich werden die nächsten Wellen. Erste Anzeichen gib es bereits. Natürlich muss man Demografie, Klima etc. mit einbeziehen, aber insgesamt klingt das alles nicht gut. Gar nicht gut. Und wenn in ein paar Monaten in den Entwicklungs- und Schwellenländern richtig bitter werden sollte, werden alle so tun, als wären sie überrascht.

Der logische nächste Schritt wäre übrigens eine Variante, die die bisherigen Impfstoffe umgeht oder ihre Wirkung deutlich abschwächt. Meiner (Laien-)Logik nacht müsste  Evolution eigentlich in dicht geimpften Regionen passieren. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren deshalb ständige flächendeckende Auffrischungen benötigen werden, zumindest für Risikogruppen. Aber wird das auch jenseits der wohlhabenden Länder möglich sein? Oder werden wir dort eine Herdenimmunität haben, für die am Ende ein hoher menschlicher Preis gezahlt wurde?

Ein Gedanke zu „Das Corona-Virus und die Aids-Krise“

    Ich möchte das eigentlich gar nicht weiter denken, weil mir klar ist, wie die Antwort lauten wird. Und die gefällt mir nicht. Wirklich nicht.

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