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Was Natur ist

Eine Folge der Klimakrise und des Artensterbens scheint zu sein, dass sich etwas an unserem Naturverständnis ändert: Die Menschheit nimmt eine Neubewertung ihres Platzes auf dieser Welt vor. Unser bestehendes Modell basierte auf der Unterscheidung zwischen Zivilisation und Natur bzw. genauer: der menschgemachten Welt und der Natur. Das ging manchmal mit der Verklärung der Natur einher, die wir schon seit Rousseau kennen. Oder aber in der technophilen Verklärung menschlicher Handlungsoptionen.

Die Idee des Anthropozän führte, ich hatte es mal erwähnt, dann stellenweise zu einer fast melancholischen Perspektive auf das beginnende Ende der Natur. Nur das Menschgemachte bleibt, und mit ihm irgendwann der Untergang des Menschen selbst.

Inzwischen hat sich die Perspektive etwas aufgefächert: So mahnt Fabian Scheidler ein neues Naturverständnis an, das die Idee der Alles-Vernetztheit wieder in den Mittelpunkt stellt. Nathaniel Rich wiederum skizziert in seinem Buch „Second Nature“ ein Bild, das mit dem Untertitel „Scenes from a world remade“ gut umschrieben ist: Es gibt keinen Unterschied zwischen der natürlichen und unnatürlichen Welt. Oder, wie Mark O’Connell es in seiner Rezension ausdrückt, die vom biblischen „Macht euch die Erde Untertan“ ausgeht:

„The line between obeying God and playing God is as blurry as that between domesticating animals for agriculture and creating chimerical creatures in laboratories.“

In Zeiten der Klimakrise bedeutet diese Erkenntnis auch einen verantwortungsvollen Einsatz zivilisatorisch-technischer Mittel. Es gibt kein zurück zur Natur, im Gegenteil, schreibt O’Connell in seiner Rezension: Wir müssen uns wie Götter verhalten, um überhaupt eine Zukunft zu haben, die irgendwie bewohnbar ist.

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