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Wahlkampf-Lamento

„Dieser Wahlkampf ist banal“, schallt es aus dem digitalisierten Blätterwald. Ein Lamento, in das ich einstimmen könnte, würden eben jene Medien nicht am nächsten Tag über die Bilder des Laschet’schen Wahlkampfs artikeln. So wie sich die Wahlkampf-Ikonographie ohnehin als beliebtes Analysegenre etabliert, was sicher seine Berechtigung hat, aber dann eben doch ein Teil des Problems ist.

Mark Krotov von n+1 analysierte amerikanischer Politik-Berichterstattung während der US-Vorwahlen 2016 ohne falsche Illusionen. Er schrieb: „Die Medien (…) haben sich eine Politik gewünscht, die aus nichts als zwischenmenschlichem Konflikt besteht. Politik, die einzig performativ ist und auf Schau-Boxkämpfen aufbaut. Dieses Jahr haben sie sie bekommen.“

So weit ist es in Deutschland noch nicht, was sich allerdings eher aus der Protagonisten-Riege und der untergeordneten Rolle von Unterhaltung im deutschen Alltag ergibt – nicht unbedingt aus gesteigerter Wertschätzung für Policy-Diskussionen. Die Social-Media-Diskussionen lassen ja bereits erahnen, wie politische Grundsatzfragen in solchen Großdiskussionen behandelt werden würden: auf einem argumentativen Fundament fußend, das nicht auf moralischen Grundsätzen oder philosophischer Klarheit aufbaut, sondern auf kurzfristigen argumentativen Nutzen.

Deshalb: Ja, natürlich würde ich mir etwas weniger mittelmäßige Kandidaten und einen sachbezogenen Wahlkampf zu Grundsatzfragen wünschen. Ich frage mich nur, ob wir ihn überhaupt erkennen würden.

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