Januar… da ist doch immer irgendwas. Richtig: Im Januar habe ich damals angefangen zu bloggen. 2007 war das, um genau zu sein. Zuerst mit einem Freund zusammen, dann ziemlich schnell alleine. Am Anfang etwas hüftsteif, weil ich eigentlich wie der Economist klingen wollte. Dann persönlicher, aber für die damalige Blogger-Kultur etwas zu differenziert. Meine größten Hits waren tatsächlich irgendwelche Meta-Medien-Sachen, am besten übers Bloggen selbst oder Onlinejournalismus.
Irgendwann dann war die deutsche „Blogosphäre“ weg und es wurde eher fragmentarisch. So wie es eigentlich heute noch ist. Meine beste Zeit, würde ich sagen, war so zwischen 2017 und 2019. Da hatte ich Zeit, mich mit dem, was ich las und erlebte auseinanderzusetzen, und wenn es nur per ausführlichem Zitat war. Aus den Querverweisen wurde ein kleiner Pfad in meine Gedankenwelt (zum Beispiel hier oder hier). Vieles davon finde ich weiterhin spannend.
Blogs selbst haben als Instrument inzwischen ihre Bestimmung verloren. Nicht – oder zumindest nicht nur – weil die Leute keine Lust darauf hätten, etwas längere Texte zu schreiben. Sondern weil WordPress den Weg zu einem vollständigen und professionellen CMS genommen hat, und damit all jene zurücklässt, die unkompliziert loslegen wollen. Ich selbst habe mir die Krücke genommen, über Drummer Links und Gedanken zu notieren und die besseren (oder einfach nur: längeren?) davon dann hier rein zu kopieren. Manchmal, wenn ich wieder diese Begeisterung verspüre, mich mitzuteilen.
Venkatesh Rao hat neulich, ein bisschen sentimental, aber mit einem großen Schuss Nüchternheit zu dieser vielleicht letzten Phase der Blogosphäre gebloggt:
„The entire blogosphere is going through perhaps its most significant existential crisis since the invention of blogging 22 years ago. (…) Ironically, every couple of years through that period, there has been a round of discussion on ‚the death of blogging,‘ but now that it seems to be actually happening, there isn’t an active conversation around it.
If this is the end, it’s a whimper rather than a bang.“
Das hoffen natürlich weder er, noch ich – deshalb bleibt das hier natürlich weiter online, mit all den Jugendsünden, den unvollendeten Gedanken, den falschen Prognosen und fälschlichen Hoffnungen. Und es werden zu den 1150+ Beiträgen ein paar weitere dazukommen. Dann hoffentlich weniger metathematisch als das, was ihr gerade gelesen habt – aber ehrlicherweise habe ich sowohl den fünften, als auch den zehnten Blog-Geburtstag verpasst und dachte mir: Wenn nicht jetzt, wann dann? Also, herzlichen Glückwunsch, liebes kopfzeiler-Blog!