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Verlockungen des Autoritären

Ich verweise hier immer mal wieder auf einen Blogeintrag aus dem Jahr 2019. Dort geht es darum, ob die Progressiven mit der wachsenden Dringlichkeit der Klimakrise nicht immer stärker versucht sind, autoritär zu handeln.

Damals konnte sich niemand die Corona-Pandemie vorstellen, die genau den Konflikt zwischen staatlichem Durchgriff, persönlicher Freiheit und Schutz der Allgemeinheit überall offen gelegt hat (und, so lässt sich wohl sagen, die Bürgerrechte weltweit geschwächt hat).

Ich kann nicht seriös beurteilen, ob wir hier eine Normalisierung einer autoritären Denkart erleben, die sich in den nächsten Jahren fortsetzt. Was ich aber sicher sagen kann – solche Vorschläge sollten, auch wenn sie von einem Twitter-Minister kommen, uns allen Sorgen machen:

3 Gedanken zu „Verlockungen des Autoritären“

    Paul sagt:

    Im Frühjahr 2020 war es für mich ziemlich schmerzhaft, mal wieder unvermittelt die Autoritätslust meines eigenen (Mittelinks-)Milieus vorgeführt zu bekommen. Der Staat konnte beschließen, was er wollte, auf Twitter und Reddit war es unterhalb einer vollen Ausgangssperre mit Militär auf der Straße nicht zu haben. Alles, was noch irgendwie darunterlag oder gar noch auf freiheitliche Grundrechte verwies, wurde mit höhnischen Kommentaren als zynischer Wirtschaftslobbyismus verdächtig gemacht. Sprüche wie „es gibt kein Recht auf Party“ kamen links plötzlich super an, egal wie falsch sie waren.

    Die hysterischen Reaktionen auf den Emmabrief (der selbst wahrlich nicht der Weisheit letzter Schluss war) oder auf jede angedeutete pazifistische Regung im Jahr 2022 zeigen direkt noch einmal dasselbe: Autoritätslust hängt nicht davon ab, ob jemand politisch links oder rechts steht. Eher davon, ob man glaubt, die Autorität würde gerade im eigenen Sinn handeln.

    libralop sagt:

    Diese Sehnsucht nach Autorität entspringt tiefer Verunsicherung.

    Allen Millieus fallen in einer Pandemie die Erklärmuster weg – In der Gesellschaft existiert klassenbewusste Solidarität (links); das Volk wird sich bei Bedrohung einen (rechts); die staatlichen Organe sind hinreichend handlungsfähig (Etatisten); ich bekomme das ganz alleine hin (Prepper) – und es liegt im Wesenskern des Deutschen, dass er sich hierauf einer übergeordneten Instanz überlässt. Damit er nicht als wirkungsloser Feigling dasteht, verteidigt er jede damit einher gehende Restriktion als rational wohl begründet, sei es eine objektive sinnvolle Maßnahme oder ein Jakobinertum.

    Alles wie immer also. Dank social Media heute nur sichtbarer.

    PS Polemik: Nicht umsonst ist der Tatort in de so erfolgreich. Für jedes Problem gibt es einen Beamten, der es für mich löst.

    Mutant77 sagt:

    Ich finde es interessant wie immer „die Anderen“ für Verantwortlich halten, wenn etwas nicht so zu sein scheint, wie man es erwartet. Anstatt sich auf Thesen zu stützen was wohl die anderen wollen, wäre es eigentlich hilfreicher zu analysieren und zu evaluieren. Eigentlich etwas was ich von unseren Politikern erwarte. Doch diese sind heute vor allem Medienpolitiker, die sich der Beurteilung durch Journalisten zu unterwerfen haben. Und wer diese Journalisten beauftragt ist die grosse Frage.

    Wenn man sich intensiver mit dieser Thematik beschäftigt, landet man am Ende bei den grossen Urvätern des modernen Marketing, Bernays und Walter Lippmann. Entscheidend ist, dass Schlüsselpositionen in den Medien und in der Wissenschaft besetzt werden. Das wurde noch erweitert, in dem die grossen Stakeholder mit dem WEEF ein Instrumentarium erschaffen haben, wo direkt die Politiker ausgebildet werden, die die Neoliberale Agenda in die Regierungen bringen.

    Dabei geht es nicht um Links oder Rechts. Wichtig ist, wer die Profite durch staatliches handeln bekommt. Dafür gibt es vier grosse Bereiche Rüstung, Energie, Nahrung und Gesundheit. Wir erleben gerade wie diese komplett von der staatlichen Verantwortung in eine privatwirtschsaftliche überführt werden.

    Was am Ende dazu führt, dass nur noch Kernbereiche in der Verantwortung gewählter Politiker verbleiben. Diese sind dann vor allem „weiche“ Themen, die gerade neu erschaffen wurden. Wie z.b. „Gendergerechtigkeit“, „Diversität“ oder „Klimarettung“. Alles Themen, die vor allem die akademische Bevölkerung interessiert und für diese auch eine Vielzahl von neuen Verdienstmöglichkeiten erschaffen hat. Während ich als dämlicher Realschüler mit einer technischen Ausbildung auf meinem Lohnniveau verbleibe, wenn ich Glück habe, werden die Stiftungen, Denkfabriken und wie sich diese Institutionen nennen massiv ausgebaut und mit Stellen versorgt. Auch mit staatlichen Mitteln, aber die Privatwirtschaft steckt ebenfalls Millionen in diese und erwirbt sich damit oftmals den Ruf der „Gemeinnützigkeit“ oder der Geldgeber wird auf Neudeutsch ein Philantroph (wie z.b. der 4. reichste Mensch auf dieser Welt).

    Für mich ist das Problem, dass Entscheidungen letztlich nicht durch gewählte Vertreter getroffen werden, sondern aus Institutionen stammen deren Entscheidungsträger intransparent und nicht gewählt sind. Da deren Marketingstrategie aber geschickt ist passiert genau das, was hier beobachtet wurde. Die Menschen fühlen sich als Teil von etwas Guten und sind bereit dafür alles zu opfern, was sie vorher für falsch hielten. Das ist Marketing und wir kennen es alle aus der Produktwerbung, wo auch jeder glaubt er wäre davon nicht betroffen.

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