Der Tod der Queen hat mich in der Berichterstattung als 0815-Medienkonsumenten nicht wirklich berührt. Ich bin ja auch kein Brite.
Tatsächlich war alles so erwartbar: Die Online-Seiten, die 20 Minuten nach der Meldung ihre seit Jahren in der Schublade liegenden Nachrufe online stellen, in der seltsamen Hoffnung, das Ganze irgendwie als Paid Content verkaufen zu können. Die spontanen Live-Ticker, als ergäbe dieses Format in dieser Situation irgendeinen Sinn. Die SEO-Redaktionen, die noch jedes Detail als eigenen Mini-Artikel vermarkten (na, wie war das nochmal mit der Thronfolge?). Die TV-Experten, die eigentlich nur in ganz vielen Worten nicht mehr sagen, als dass das jetzt das Ende einer Epoche bedeutet. Und das in einem fast schwärmerischen Ton.
Aber natürlich auch Twitter, wo echte Betroffenheit sich mit Like-Gefälligkeit vermischt und relativ zügig Streit darüber ausbricht, ob man die Queen jetzt, nach ihrem Tod, so schnell kritisieren darf für was-auch-immer-sie-verkörperte. Twitter bei kollektiv erlebten Weltereignissen, irgendwann war das mal das Beste von allem, inzwischen ist es so unerträglich wie an allen anderen Tagen auch.
Diese Wahrnehmung ist natürlich nur meine persönliche. Und hat auch damit zu tun, dass ich inzwischen den Eindruck habe, das fast alles nur noch Content ist. Inhalt, der über uns hinweg rollt und in diesen Sekundenbruchteilen in unser Wahrnehmungsfeld einzudringen und unsere Aufmerksamkeit zu bekomme. Content, der sich in solchen Momenten verblüffend ähnelt, sich nur in Marke und Medium unterscheidet. Vielleicht habe ich mich aber auch einfach nur als Medienkonsument gelangweilt.
Zum Tod von Personen der Zeitgeschichte und dem, was das markiert: Für mich ist das weniger das Ende einer Zeit oder gar des „besseren Frühers“, sondern eher das eigene Älterwerden, das ich verspüre. Den wachsenden zeitlichen Abstand zu etwas, was einem einmal sehr nahe, sehr gegenwärtig erschien und emotional auch noch irgendwie genau so verankert ist. Oder, wie Death Cab for Cutie es jüngst in einem Song formulierten:
In every movie I watch from the ’50s
There’s only one thought that swirls
Around my head now
And that’s that everyone there on the screen
Yeah, everyone there on the screen
Well, they’re all dead now
They’re all dead now