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Propheten der Paranoia

Das Leben ist zu kurz, sich mit neurotischen Vollhonks abzugeben. Eigentlich. Andererseits läuft man ihnen ständig über den Weg. Und ihr Einfluss ist nicht zu unterschätzen.

Obiger Thread stammt von Eric Feigl-Ding, einem amerikanischen Epidemiologen. Er wurde bekannt dadurch, dass er die Gefährlichkeit von Covid-19 früh erkannte. Und dann nicht aufhörte zu warnen.

Aber eben nicht nur das: Covid-Influencer Feigl-Ding wählt in seinen Prognosen der vergangenen Jahre eigentlich immer die schlimmstmögliche Prognose, gerne mit dem Twitter-Ausruf „Holy Shit!“ versehen. Deshalb hatte er am Anfang der Pandemie eine hohe Trefferquote, später nicht mehr. Karl Lauterbach zitierte ihn gerne als Kronzeugen. Feigl-Dings Substack zeigt den Grundton des Alarmismus gut.

Und auch als am Freitag der US-Fußballreporter Grant Wahl im Stadion von Doha starb, hatte Feigl-Ding etwas zu sagen. Und legte mittels Twitter-Zitaten nahe, dass Wahl womöglich keines natürlichen Todes gestorben sei. Dass Wahl in den Tagen vor seinem Tod Bronchitis hatte, wischte Feigl-Ding mit „aber er twitterte, dass es ihm schon besser ging. Es bleibt semi-verdächtiges Timing.“ zur Seite.

Feigl-Ding ist ein Aufmerksamkeitshausierer. Hemmungslos zuspitzend und damit die echte und social-media-bedingte Autorität für Reichweiten-Steigerung, Retweets und Likes nutzend. Unabhängig vom Thema schnell mit Analysen zur Hand, ohne Rücksicht auf Fakten oder das gebotene Verantwortungsbewusstsein im Umgang damit.

Und das Problem: Solche Propheten sind nicht mehr einzig an den Rändern zu finden, sondern erreichen in unserem tribalistischen Social-Media-System längst die Mitte der Gesellschaft. Und das macht mich in diesem Fall fast so sauer wie Impfgegner, die nun erwartungsgemäß Tweets rausholen, in denen der Fußballreporter Wahl für Impfungen wirbt (sie insinuieren damit, dass er an Nebenwirkungen gestorben ist).

 

Mehr Notizen im Microblog.

 

 

 

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