Zum Auftakt einer kleinen persönlichen Rückblicks- und Ausblicksserie: Musik.
Eine Konstante in meinem Leben, die ich manchmal unterschätze. Weil ich nicht mehr aktiv Musik mache und Songs bei mir oft im Hintergrund laufen. Aber eben nicht nur: Viel häufiger als früher setze ich mich wieder hin und höre mit voller Konzentration zu.
Die Playlist
300 Songs, die dieses Jahr erschienen sind, habe ich 2022 gesammelt. Ich liebe diese Playlist (hier als Link), weil ich einfach auf Shuffle drücke und gleich versinken kann. Unabhängig von der Stilrichtung, denn das geht ziemlich quer durch den Garten. Und ich liebe auch den Moment, einen neuen Song zu hören und zu wissen: Das muss da drauf.
Die Sendungen
Eigentlich bin ich aber kein Playlist-, sondern Radiohörer. Und zwar nicht nur Deutschlandfunk, sondern eine Menge „eklektischer Musiksender“, wie man das wohl nennt. Und dort auch Lieblingssendungen habe. Meine Charts der besten Sendungen 2022 sehen so aus:
WFMU aus New Jersey ist so eklektisch, dass es manchmal wehtut. Andererseits: Wer leistet sich Sendungen wie „Vocal Fry“, wo nur Musik läuft, die über Stimmen funktioniert. Und dann ist da: „This is the Modern World“. Einfach drei Stunden skurrile, ungewöhnliche, besondere Musik aus allen Jahrzehnten seit 1950er. Immer eine Entdeckung.
2. KCRW – Morning Becomes Eclectic
KCRW aus Los Angeles – einfach der Sender mit den besten Musikgeschmack. „Morning Becomes Eclectic“ ist deren Vormittagssendung, die bei uns entsprechend immer abends kommt (18-22 Uhr). Und auch hier: Fast nie ein nervender Song und Sachen, die erst in ein paar Monaten anderswo aufschlagen. Bonus: David Lynch liest den Wetterbericht.
Travis Holcombe ist in die großen Fußstapfen von Garth Trinidad gestiegen und macht das ziemlich gut. Sounds und Song-Blöcke, die aufeinander anspielen, Kontraste entstehen lassen und immer stimmig sind.
4. BBC 6 – Radcliffe and Maconie
Wochenend-Show beim BBC Radio 6. Mit Chips-Test, Anrufern und mehr. Manchmal etwas viel Gegacker, aber irgendwie grundsympathisch und musikalisch ohne Ausrutscher.
5. Bayern 2: Zündfunk Nachtmix
In der Tat dieses Jahr wieder entdeckt, nachdem man endlich die Sendungen nachhören kann (das ging früher nicht, glaube ich). Ich mag diesen Radio-nach-23-Uhr-Vibe und die gediegene Art, von Songs und Bands zu erzählen, die den jeweiligen Moderatoren oder Moderatorinnen wichtig sind. Donnerstag gibt’s neue Platten, eine gute Gelegenheit, auch in die deutschen Veröffentlichungen reinzuhören.
Mein Live-Jahr
Dafür, dass nach Corona wieder Konzerte möglich waren und wirklich alle irgendwann in Berlin vorbeigucken, war ich 2022 selten auf Konzerten. Was daran liegt, dass die Ticketpreise absurd hoch sind. Aber auch daran, dass ich von vielen neueren Bands vor allem einzelne Songs, selten ganze Alben mag. Kombiniert man das damit, dass ich eigentlich nicht retro-mäßig zu Künstlern gehen möchte, die ihren Zenit vor 20 Jahren hatten, bleibt dann nicht so wirklich viel (okay, auf Mutt Potter war ich trotzdem).
Mein Konzert-Highlight dieses Jahr war „Él Mató a un Policía Motorizado“, eine argentinische Band. Ungefähr die ganze argentinische Diaspora unter 50 Jahren war an dem Abend im Lido, es war Juni, es wurde getrunken und so gesungen, wie es nur die Argentinier können (wer sonst feiert Bands mit Sprechchören ab, wie man sie sonst nur aus dem Fußball-Stadion kennt?). Und natürlich waren alle sehr nostalgisch, weil man eben ziemlich weit weg von Argentinien ist, hier in Berlin.
Gute Noten bekommt von mir auch das Tempelhof-Festival, allerdings von der Wiese dahinter. Weil es einfach ein guter Vibe ist, mit dem Fahrrad da vorbeizufahren, sich ins Gras zu setzen und Musik zu hören, anstatt vor der Bühne zu stehen und am Bierstand in der Schlange zu warten. Okay, vielleicht werde ich einfach älter.